Die Liebe. Liebesspiel am frühen ¦
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
a.
Liebesspiel am frühen Freitag Morgen.
Kennt sie mit ihren feuchten, trüben Millionärssorgen am Schreibtisch
tatsächlich schon den Genuss der Welt, – ?
30 Jahre alt: wer weiß ¦
sucht, findet, leckt und fühlt sich ganz
obenauf im Wahn,
obwohl es erst 6 Uhr in der Frühe ist.
Dann ein Stopp. Und weiter!
Die Tiffani-Lampe an der Zimmerdecke leuchtet ihr den Weg Richtung behaarter Körper, dessen
Männlichkeit sie nicht entzückt. Wahn
Wahn entzwei
b.
Die Liebe – )
jedenfalls: helfen zu können erfreut das Auge;
und, ja, ruhig, gefühlvoll Knospen pflückend,
gehen wir emotional ein paar Minuten lang auf Reisen und weben an Gefühlsweltlichem, passgerecht.
Die Liebe!
Am schmutzigen Boden
fruchtet sie garantiert nichts,
weil eingedämmt die Gefühlswogen
von erotischen Spielen
und komplizierte Gedanken frei ranken und
das verursacht nicht das Abheben
in die rosarote Welt der schönen Empfindungen
c.
Etwas mit dunklen sexuellen Exzessen innig
Verwobenes schwebt plötzlich heran
Exzessen, die bis ins Innerweltliche vorgedrungen
sie, belustigt, ergreift dieses mutig,
schluckt und kommt
im Höhlengang zu sich, weil sie genommen
was möglich.
Beschossen werden, wenn sich die Gelegenheit ergibt!
Die Ereignisse digital archivieren, so gut wie möglich
und damit der Zeit entreißen!
Kay Ganahl
Copyright by Kay Ganahl.
All rights reserved.
Einbrecher ertappt
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
Der Einbrecher war wahrscheinlich wie wir später annehmen konnten – ein sehr erfahrener Agent, der seinen Auftrag nahezu geräuschlos ausführte. Und der sich mit größter Geschicklichkeit bei Anwendung von Gewalt zügig Einlass ins Haus verschaffte. Unser ganzes Haus war, wie jede Nacht, in ein schummriges Halbdunkel getaucht. Eine Alarmanlage hatten wir ja nicht.
Schon war er im Schlafzimmer. Wir schliefen hier. Zunächst schliefen wir einfach weiter, weil er uns durch sein Tun nicht aus dem Schlaf riss.
Wie wir später außerdem rekonstruierten, ging er in diesen wenigen Minuten an Schubladen im Schlafzimmer, kramte auch in Koffern und ging sehr wahrscheinlich durch das ganze Haus. Er zerpflückte die Inhalte aller Taschen, die wir in den Räumen verstreut hatten, weil wir einen schwachen Ordnungssinn haben. Er fand Geldscheine, die er einsteckte. Fand Lippenstifte, kostbare, die er ebenfalls einsteckte. Was er glücklicherweise nicht fand, war meine kleine Tasche, in der Ausweise und Straßenkarten waren. Diese verbarg ich regelmäßig unter dem Kopfkissen, auf welchem ich nachts schlief.
Nach etwa zehn Minuten, als ich aus irgendeinem Grund wach geworden war, ertappte ich ihn während seiner Arbeit. Sowieso wachte ich nachts immer mal aus irgendeinem Grund auf, dann irrte ich unruhig im Haus umher. Heute war uns das sehr nützlich.
Ich blickte ihn genau an: sein Gesicht war selbst im Halbdunkel als ganz fahl erkennbar. Meine Frau Jette stand neben mir, denn sie war mir wider meinen Willen nachgegangen. Sie richtete die Gaspistole direkt auf diesen unbekannten Menschen, dessen schwarze Kluft auf uns gar nicht befremdlich wirkte. Jette hätte ihn wohl am liebsten sofort für sein Verbrechen bestraft, doch ich überzeugte sie mit einer schnellen Geste davon, dass wir die Polizei rufen mussten.
Der Einbrecher stand mit allem Geraubten da und atmete schnell und laut.
Was haben Sie sich dabei gedacht? fragte ich ihn streng, doch er schien gar nichts sagen zu wollen. Jette wurde sehr wütend. Sie schoss mit der Gaspistole vor die Wand. Hier in der Halle unseres Hauses waren wir ihm im Augenblick stark überlegen, weil wir sehr entschlossen und hellwach waren. Er war der Überraschte. Er hatte allem Augenschein nach gar keine Waffe bei sich.
Diesen Menschen werden wir nicht der Polizei übergeben! rief Jette aus. In ihrem Morgenmantel sah sie auch jetzt ziemlich verführerisch aus, aber ihr Gesicht der Wut kontrastierte erschreckend mit diesem Eindruck. Ihr war eine Menge zuzutrauen, wenn so ein Mensch vor ihr war. Ich musste sie kontrollieren!
Wir müssen das tun, Jette!
Nein! Ich bin dagegen!
Alsdann warf der Einbrecher alle geraubten Gegenstände zu Boden, drehte sich wahnsinnig schnell um und versuchte zu flüchten. Jette schoss auf ihn, doch das nützte nichts. Mir war dieses Subjekt eher gleichgültig, obwohl ich durchaus hätte mehr als verärgert sein sollen, doch ich wollte mich mit ihm nicht mehr befassen.
Jette versuchte ihn zu fangen, was ihr offensichtlich misslang, weil sie ohne ihn wutentbrannt zurückkam.
Und jetzt? Er ist fort ¦! sagte ich zu ihr. Sie verzog den Mund. Sie lächelte hämisch. Und dann ging sie wieder in unser Schlafzimmer zurück. Die Gaspistole hatte sie wohl noch bei sich.
Am nächsten Morgen sprach ich mit Jette über das Ereignis der Nacht, deren Verlauf sie sich mit ihrem Aktionsdrang anders vorgestellt hatte. Gern hätte sie den Einbrecher niedergeschossen, was denn sonst, aber das wäre falsch gewesen, wenngleich ich bei Überprüfung aller geraubten Gegenstände ein ganz wichtiges Dokument vermisste, die der Einbrecher sicherlich immer noch bei sich hatte, als er unser Haus verließ. Er war kein normaler Einbrecher gewesen, so viel stand für mich fest, weshalb ich innerlich Jette mit ihrem Aktionsdrang geradezu recht geben musste, denn wenn sie geschossen hätte, so hätten wir den am Boden Liegenden durchsucht und höchstwahrscheinlich dieses geraubte Regierungsdokument gefunden.
Weil ich seit vielen Jahren an leitender Stelle bei der Regierung beschäftigt bin, bewahre ich manchmal das eine oder andere wichtige Dokument oder Urkunde in meinem Privattresor auf oder habe es auch einmal im Haus rumliegen. Letzteres ist natürlich falsch.
Die Mitteilung meines unmittelbaren Vorgesetzten und der Dienstaufsicht, nachdem ich am Folgetag auf die Nacht des Raubes alles berichtet hatte, dass dieses geraubte Regierungsdokument als von größter Relevanz für die außenpolitische Orientierung der Regierung in den kommenden ein, zwei Jahren eingestuft worden ist, beunruhigte mich natürlich. Unabsehbar waren die politischen Folgen dieses Einbruchdiebstahls in mein Privathaus. Ich fühlte mich schuldig, aber der Einbruch war nun einmal geschehen. Der Einbruch als ein außergewöhnlich negatives Ereignis war auf jeden Fall einer der Tiefpunkte meiner beruflichen Karriere. Glücklicherweise war das geraubte Regierungsdokument gemäß geltenden Sicherheitsvorschriften ordnungsgemäß in meinem Privattresor verwahrt worden, weshalb man mich nicht dienstrechtlich für den Verlust des Regierungsdokuments zur Rechenschaft ziehen konnte.
Leider verdächtigte mich und das versetzte mich bass in Erstaunen mein unmittelbarer Vorgesetzter Berrich, ein bulliger 55jähriger mit Zukunft im Ministerium, Einbruch und Raub des Regierungsdokuments organisiert zu haben. Offenbar hielt er mich für einen Spion, der reichlich ungeschickt vorgegangen war. Und der nun kurz vor der Enttarnung stand, da er, Berrich, so ein heller Kopf sei, der jedem auf die Schliche kommen könnte. Ich fand das lächerlich.
Warum hätte ich meine Existenz auf’s Spiel setzen sollen? Wegen so eines bisschen Spionage hätte ich niemals etwas organisiert, um dann selbst in Verdacht zu geraten.
Der Staatsschutz (die Kriminalpolizei hatte auftragsgemäß in der Nacht und später agiert) hatte sich bei uns schon eingefunden und Gespräche sowie Vernehmungen durchgeführt. Gleich bekam ich den Eindruck, dass man mich und meine Frau verdächtigte. Es wurde nicht offen ausgesprochen.
Kein Wunder, dass Berrich mich auch verdächtigte, denn dieser Mensch wollte im Amt Karriere machen, wozu ihm jedes Mittel recht war. Eine Spionage-Aktion kam ihm da äußerst ungelegen! Das konnte ich allerdings bestens verstehen.
Jette blieb weiterhin sehr cool. Auch sie wurde vom Staatsschutz vernommen. Sie verdächtigte niemand, war sie doch mit ihrem entschiedenen Verhalten gegen den Einbrecher den Beamten nur positiv aufgefallen.
Am Tag nach unseren Vernehmungen saßen wir am Frühstückstisch in unserem Garten und besprachen, was sich begeben hatte und was sich vermutlich noch begeben würde. All dies war nicht dazu angetan, uns zu begeistern. Unsere sichere materielle Zukunft war in Frage gestellt, obwohl ich ja tatsächlich so unschuldig war wie meine Ehefrau. Ich konnte nichts für den Einbruch. Lediglich die Aufbewahrung des Dokuments in meinem Privathaus war als ein Fehler zu betrachten, aber nach meiner Auffassung ein entschuldbarer, denn alle Spitzenbeamten des Ministeriums arbeiteten zu Hause an Akten, bewahrten sie folglich auch in Privattresoren auf.
Jette, die sich mir gegenüber enttäuscht zeigte: Du musst etwas falsch gemacht haben. Warum verdächtigt man dich bloß dich, den verdienten Beamten, der sich niemals etwas zu Schulden kommen ließ? Ich zuckte mit den Schultern.
Warum, Karl? Aber ich wusste darauf nichts zu sagen, außer: Berrich führt etwas im Schilde, vermute ich ¦ nur er hat etwas von dem Schaden, der mehr mir als dem Amt durch den Dokumente-Raub zugeführt wurde!
Kay Ganahl
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Anstaltsleben: –
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
Als ein schönes
Geschenk des Himmels
Gelenke ausgerenkt!
Hass; Soße läuft aus
ein Raufen der Haare,
opportunistisches Handeln
Podeste Sturz ins Meer
Podeste ein Furzen für die Nation.
Ja, die Verrückten stoßen auf das
in unserer Zeit dominierende Thema:
Normalität geht flöten,
aber SIE sind sich wieder mal ganz sicher!
Es wird schon gehen!
Es wird in Ordnung gehen!
Leben gelingt letztlich –
oh, es wird Gemüter füllend sein.
Gott! Wie hast du dich?
Eine Pforte ist geöffnet, durch die
sich der kleinste Geist, schlendernd,
letztlich Ãffnungen aller Art
hingibt! Oh.
Staat? Und Staat?
Koloss gegenwärtig, Leiden
verursachend
beliebig abrufend,
mal mildernd – mal verstärkend
einen großen Plan realisierend:
angesichts von Menschen, ¦
Kay Ganahl
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Einbrecher ertappt. Erzählung
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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Der Einbrecher war wahrscheinlich wie wir später annehmen konnten – ein sehr erfahrener Agent, der seinen Auftrag nahezu geräuschlos ausführte. Und der sich mit größter Geschicklichkeit bei Anwendung von Gewalt zügig Einlass ins Haus verschaffte. Unser ganzes Haus war, wie jede Nacht, in ein schummriges Halbdunkel getaucht. Eine Alarmanlage hatten wir ja nicht.
Schon war er im Schlafzimmer. Wir schliefen hier. Zunächst schliefen wir einfach weiter, weil er uns durch sein Tun nicht aus dem Schlaf riss.
Wie wir später außerdem rekonstruierten, ging er in diesen wenigen Minuten an Schubladen im Schlafzimmer, kramte auch in Koffern und ging sehr wahrscheinlich durch das ganze Haus. Er zerpflückte die Inhalte aller Taschen, die wir in den Räumen verstreut hatten, weil wir einen schwachen Ordnungssinn haben. Er fand Geldscheine, die er einsteckte. Fand Lippenstifte, kostbare, die er ebenfalls einsteckte. Was er glücklicherweise nicht fand, war meine kleine Tasche, in der Ausweise und Straßenkarten waren. Diese verbarg ich regelmäßig unter dem Kopfkissen, auf welchem ich nachts schlief.
Nach etwa zehn Minuten, als ich aus irgendeinem Grund wach geworden war, ertappte ich ihn während seiner Arbeit. Sowieso wachte ich nachts immer mal aus irgendeinem Grund auf, dann irrte ich unruhig im Haus umher. Heute war uns das sehr nützlich.
Ich blickte ihn genau an: sein Gesicht war selbst im Halbdunkel als ganz fahl erkennbar. Meine Frau Jette stand neben mir, denn sie war mir wider meinen Willen nachgegangen. Sie richtete die Gaspistole direkt auf diesen unbekannten Menschen, dessen schwarze Kluft auf uns gar nicht befremdlich wirkte. Jette hätte ihn wohl am liebsten sofort für sein Verbrechen bestraft, doch ich überzeugte sie mit einer schnellen Geste davon, dass wir die Polizei rufen mussten.
Der Einbrecher stand mit allem Geraubten da und atmete schnell und laut.
Was haben Sie sich dabei gedacht? fragte ich ihn streng, doch er schien gar nichts sagen zu wollen. Jette wurde sehr wütend. Sie schoss mit der Gaspistole vor die Wand. Hier in der Halle unseres Hauses waren wir ihm im Augenblick stark überlegen, weil wir sehr entschlossen und hellwach waren. Er war der Überraschte. Er hatte allem Augenschein nach gar keine Waffe bei sich.
Diesen Menschen werden wir nicht der Polizei übergeben! rief Jette aus. In ihrem Morgenmantel sah sie auch jetzt ziemlich verführerisch aus, aber ihr Gesicht der Wut kontrastierte erschreckend mit diesem Eindruck. Ihr war eine Menge zuzutrauen, wenn so ein Mensch vor ihr war. Ich musste sie kontrollieren!
Wir müssen das tun, Jette!
Nein! Ich bin dagegen!
Alsdann warf der Einbrecher alle geraubten Gegenstände zu Boden, drehte sich wahnsinnig schnell um und versuchte zu flüchten. Jette schoss auf ihn, doch das nützte nichts. Mir war dieses Subjekt eher gleichgültig, obwohl ich durchaus hätte mehr als verärgert sein sollen, doch ich wollte mich mit ihm nicht mehr befassen.
Jette versuchte ihn zu fangen, was ihr offensichtlich misslang, weil sie ohne ihn wutentbrannt zurückkam.
Und jetzt? Er ist fort ¦! sagte ich zu ihr. Sie verzog den Mund. Sie lächelte hämisch. Und dann ging sie wieder in unser Schlafzimmer zurück. Die Gaspistole hatte sie wohl noch bei sich.
Am nächsten Morgen sprach ich mit Jette über das Ereignis der Nacht, deren Verlauf sie sich mit ihrem Aktionsdrang anders vorgestellt hatte. Gern hätte sie den Einbrecher niedergeschossen, was denn sonst, aber das wäre falsch gewesen, wenngleich ich bei Überprüfung aller geraubten Gegenstände ein ganz wichtiges Dokument vermisste, die der Einbrecher sicherlich immer noch bei sich hatte, als er unser Haus verließ. Er war kein normaler Einbrecher gewesen, so viel stand für mich fest, weshalb ich innerlich Jette mit ihrem Aktionsdrang geradezu recht geben musste, denn wenn sie geschossen hätte, so hätten wir den am Boden Liegenden durchsucht und höchstwahrscheinlich dieses geraubte Regierungsdokument gefunden.
Weil ich seit vielen Jahren an leitender Stelle bei der Regierung beschäftigt bin, bewahre ich manchmal das eine oder andere wichtige Dokument oder Urkunde in meinem Privattresor auf oder habe es auch einmal im Haus rumliegen. Letzteres ist natürlich falsch.
Die Mitteilung meines unmittelbaren Vorgesetzten und der Dienstaufsicht, nachdem ich am Folgetag auf die Nacht des Raubes alles berichtet hatte, dass dieses geraubte Regierungsdokument als von größter Relevanz für die außenpolitische Orientierung der Regierung in den kommenden ein, zwei Jahren eingestuft worden ist, beunruhigte mich natürlich. Unabsehbar waren die politischen Folgen dieses Einbruchdiebstahls in mein Privathaus. Ich fühlte mich schuldig, aber der Einbruch war nun einmal geschehen. Der Einbruch als ein außergewöhnlich negatives Ereignis war auf jeden Fall einer der Tiefpunkte meiner beruflichen Karriere. Glücklicherweise war das geraubte Regierungsdokument gemäß geltenden Sicherheitsvorschriften ordnungsgemäß in meinem Privattresor verwahrt worden, weshalb man mich nicht dienstrechtlich für den Verlust des Regierungsdokuments zur Rechenschaft ziehen konnte.
Leider verdächtigte mich und das versetzte mich bass in Erstaunen mein unmittelbarer Vorgesetzter Berrich, ein bulliger 55jähriger mit Zukunft im Ministerium, Einbruch und Raub des Regierungsdokuments organisiert zu haben. Offenbar hielt er mich für einen Spion, der reichlich ungeschickt vorgegangen war. Und der nun kurz vor der Enttarnung stand, da er, Berrich, so ein heller Kopf sei, der jedem auf die Schliche kommen könnte. Ich fand das lächerlich.
Warum hätte ich meine Existenz auf’s Spiel setzen sollen? Wegen so eines bisschen Spionage hätte ich niemals etwas organisiert, um dann selbst in Verdacht zu geraten.
Der Staatsschutz (die Kriminalpolizei hatte auftragsgemäß in der Nacht und später agiert) hatte sich bei uns schon eingefunden und Gespräche sowie Vernehmungen durchgeführt. Gleich bekam ich den Eindruck, dass man mich und meine Frau verdächtigte. Es wurde nicht offen ausgesprochen.
Kein Wunder, dass Berrich mich auch verdächtigte, denn dieser Mensch wollte im Amt Karriere machen, wozu ihm jedes Mittel recht war. Eine Spionage-Aktion kam ihm da äußerst ungelegen! Das konnte ich allerdings bestens verstehen.
Jette blieb weiterhin sehr cool. Auch sie wurde vom Staatsschutz vernommen. Sie verdächtigte niemand, war sie doch mit ihrem entschiedenen Verhalten gegen den Einbrecher den Beamten nur positiv aufgefallen.
Am Tag nach unseren Vernehmungen saßen wir am Frühstückstisch in unserem Garten und besprachen, was sich begeben hatte und was sich vermutlich noch begeben würde. All dies war nicht dazu angetan, uns zu begeistern. Unsere sichere materielle Zukunft war in Frage gestellt, obwohl ich ja tatsächlich so unschuldig war wie meine Ehefrau. Ich konnte nichts für den Einbruch. Lediglich die Aufbewahrung des Dokuments in meinem Privathaus war als ein Fehler zu betrachten, aber nach meiner Auffassung ein entschuldbarer, denn alle Spitzenbeamten des Ministeriums arbeiteten zu Hause an Akten, bewahrten sie folglich auch in Privattresoren auf.
Jette, die sich mir gegenüber enttäuscht zeigte: Du musst etwas falsch gemacht haben. Warum verdächtigt man dich bloß dich, den verdienten Beamten, der sich niemals etwas zu Schulden kommen ließ? Ich zuckte mit den Schultern.
Warum, Karl? Aber ich wusste darauf nichts zu sagen, außer: Berrich führt etwas im Schilde, vermute ich ¦ nur er hat etwas von dem Schaden, der mehr mir als dem Amt durch den Dokumente-Raub zugeführt wurde!
Kay Ganahl
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Der unsichtbare Käfig
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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Wir kennen ihren Vornamen. Sie hieß Ellie. Nur ganz weniges wissen wir über das Leben, das sie vor dem nachfolgend berichteten Schicksal geführt hatte. Sie war eine der jungen Frauen, die eine berufliche Laufbahn vor sich hatten, mit der sie vielleicht geglänzt hätte. Angesichts ihrer charakterlichen Qualitäten und zahlreichen Fähigkeiten hätte sie, was wir vermuten dürfen, ein zufriedenstellendes bürgerliches Leben geführt.
Allerlei Erfahrungen, die sie in bestimmten Augenblicken und Lebenssituationen hatte machen wollen, wollte sie seit März 1981 nicht mehr machen. Ihr wurde das Bedürfnis, etwas zu erfahren, vermiest. Nichts würde mehr so sein wie vorher! Eine radikale Veränderung war eingetreten: Sie war ganz allein. Ihre soziale Isolation auf Grund einer zu einer Extremsituation manipulierten relativen Normalsituation hatte das verursacht.
Nämlich sie stand unter ständiger Überwachung. Die soziale Isolation wurde künstlich verursacht. Sie konnte nichts dagegen unternehmen, jedenfalls wurde sie in dem Glauben gelassen. Außerdem meinte sie den guten Grund für diese Maßnahme zu kennen: Belastungstest. Das war aber viel zu vage – sie hatte es mit Fremden einer autoritären Organisation zu tun, welche zu ihr anonym sprachen, zu anderen, zu vielen Menschen. Zu wem sie wirklich sprachen, das wusste sie allerdings nicht, und auch nicht, welche Anweisungen oder Ratschläge Menschen erreichten. Ein Ding der Unmöglichkeit war es, sich zu beschweren. Bei wem denn auch? Alles und alle schienen ihr manipuliert zu sein.
Dieser gute Grund war die Rechtfertigung für die künstliche Extremsituation, die ihr die Lebensfreude wesentlich nahm. Unmittelbare psychische und physische Einwirkungen in Form von Strahlen aus der räumlichen Distanz, führten zu extremen Belastungen.
Allerdings waren diese Belastungen nicht gleich intensiv und schwer, betrafen mal diese Region der Psyche mal jene. Das gleiche galt für die Physis. Gedankeninhalte wurden manipuliert.
Besonders die Suggestion (siehe unter anderem bei dem Autor Chartess: Mentalsuggestion‘) spielte für sie im täglichen bewussten Erleben eine große Rolle. Es ist davon auszugehen, dass verschiedenste Suggestionen falsche Interpretationen der Realität, falsche Annahmen von Sachverhalten – oder zumindest permanente Unsicherheit in ihrem eigenen Urteil verursachten! Was wiederum, einmal bewusst geworden, die Belastungen, denen sie ständig ausgesetzt war, extrem verstärkte.
So kam es zwangsläufig dazu, dass ein überaus starkes Sicherheitsdenken und manche Rücksichtnahmen auf Menschen entstanden. Oft dürfte sie sich etwas eingebildet haben (was auch und nicht nur hier per so genannter technischer Eingabe ins Bewusstsein, Unterbewusstsein, in das Unbewusste, besonders aber in das Bewusstsein geschehen konnte). Alles war vertrackt. Eine früher erfahrene psychische und soziale Normalität mit ihrer großen Selbstverständlichkeit gab es nicht mehr für sie. Das war ungeheuerlich. Nichts wurde von ihr noch so erfahren, wie sie es vorher hatte erfahren können. 1981 war insofern ein Jahr des absolut neuen Erlebens. Die subjektive Wahrnehmung wurde von außen extrem negativ manipuliert. Das stand fest.
Was für eine Welt der subjektiven Erfahrbarkeit! Sie drohte verrückt zu werden, flüchtete sich in die Tätigkeiten. Das war eine erforderliche Flucht: Flucht aus der nunmehr stark manipulierten individuellen Erfahrungswelt in die diversen leichten, unterhaltsamen Tätigkeiten, welche immerhin noch den einen oder anderen Zweck verfolgten und sinnvoll waren. Diese Flucht war eine absolute Notwendigkeit für ihr Überleben. Die Tätigkeiten halfen ihr dabei, das Selbstbewusstsein zu stabilisieren. Besser gesagt: zu stabilisieren und auf Dauer zu erhalten. Sie waren ein Schutz gegen die extreme Manipulation von außen.
Nur zu leicht hätte sie vor Verzweiflung des Lebens ganz und gar überdrüssig werden können. Selbstmord war ein Gedanke, der kam. Er wurde schnell weggewischt.
Das Jahr 1981 war ganz schlimm gewesen, doch seit dem Jahr 1983 hatte sich von der offensichtlich sehr pervertierten Realität, welcher sie sich ausgesetzt sah, manches aufgelöst. Und 1989 klärte sich ihr Horizont der Möglichkeiten in der individuellen Erfahrungswelt ein wenig auf. Sogar hielt es Ellie für möglich, normal arbeiten zu gehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Das wäre ein großer Schritt nach vorne gewesen.
Die Erfahrungen, welche sie tatsächlich machte (insbesondere seit 1987), und die nicht manipulatorisch vorenthalten wurden (ob das gemacht wurde, blieb unklar), konnte sie ja immerhin als Realerfahrungen machen, d. h. subjektiv-real als Individuum erleben. Das war möglich, da sie das normale Gesellschaftsleben als ein solches in der Tat noch persönlich erfuhr – und nicht als pervertiert absurdes Abgeändertes oder nur unverständlich Chaotisches. Erfuhr aber im Zuge der Ausweitung ihrer lebenspraktischen Kreise, dass der mit ihr beauftragte Geheimdienst, mit seiner Strahlentechnik überall Wirkung erzielen konnte.
Immer waren sie, die Geheimdienstler, gegenwärtig. Nichts gab es wirklich. Sie waren gegenwärtig! Ellie fuhr mit ihnen durch ihre Heimatstadt Reizhausen, alle Nachbarstädte, ¦ morgens, mittags, abends – alleine oder mit Leuten, mit Verwandten eventuell.
Das war schon extrem seltsam es war, als ob niemand von den Passanten, Mitfahrern, Gesprächspartnern, Verkäufern, Bekannten, Verwandten, Leuten allgemein, ihre Anwesenheit negativ-ablehnend notieren wollte, was nach Ellies Auffassung die Pflicht einer jeden Person gewesen wäre. Also jeder mitmachte gegen sie (wovon sie schließlich fest überzeugt war). Also jedermann sich gegen sie verschworen hatte! Sogar ihre eigene Familie saß zuhause im Wohnzimmer und tat nichts dagegen. Im Pkw des Vaters oder der Cousine: sehr seltsam! Es erzeugte einen unglaublichen Stress. Offensichtlich: jeder war es geradezu, welcher bei den Geräuschen und Stimmen (praktisches Aufkommen von solchen im realen gesellschaftlichen öffentlichen Raum, z. B. einem normalen Verkehrsmittel, einem Ladengeschäft, wo sie sich körperlich und psychisch befand. Genauso und ja als erstes zuhause!) gegen sie mitwirkte. Oder dieser Geheimdienst, der das verantwortlich bei Verwendung der speziellen Strahlentechnik tatsächlich in der Praxis durchführte, den Leuten, die Ellie bekannt waren oder vielleicht ganz unbekannt waren, praktisch aufzwang. Er hatte die technischen Mittel dazu. Die Technik stellte offensichtlich gar kein Problem dar. Personal gab es ebenfalls mehr als genug. Technische Kompetenz und personelle Fachkompetenz wurden gegen Ellie und alle möglichen Menschen skrupellos eingesetzt. Die Skrupellosigkeit bei der Anwendung war groß! Menschen waren nur Marionetten für diesen Geheimdienst – jedenfalls entstand bei Ellie unweigerlich dieser Eindruck.
Menschen hatten für diesen Geheimdienst ausschließlich die Funktion, als Material zu dienen.
Mehrere Möglichkeiten der technischen Direktbeeinflussung konnte Ellie nach und nach bewusst wahrnehmen und verstandesgemäß schnell oberflächlich analysieren (schließlich war sie ständig unter Gedankenkontrolle):
1. die technische Stimme (nur diese Stimme!) der fremden realen, körperlich anwesenden Person wurde erzeugt (um sie herum, in ihrem Körper), um sie Ellie gegenüber als die echte Stimme der Person erscheinen zu lassen. Darauf fiel sie herein. Es war immer stressig.
2. Des Weiteren: die technischen Stimmen irgendwann irgendwo in der räumlichen Nähe wurden erzeugt, obwohl keine reale Person körperlich anwesend war – es waren Individualstimmen. Das erschien befremdlich und lächerlich zugleich! Dies wurde hauptsächlich praktiziert, wenn sie allein in einem realen Raum war.
3. Außerdem konnte eine real existierende fremde Person jederzeit und bei jeder Gelegenheit zu einem Verhalten und einer echten stimmlichen Äußerung mittels Strahlung gezwungen werden.
Diese stete Strahlen-Herrschaft über jeden war extrem bedenklich. Sie stellte ein ungeheuerliches antidemokratisches (sowie: verfassungsfeindliches) Faktum für Ellies subjektive Wahrnehmung dar. Auch Polizeibeamte wurden in ihrer unmittelbaren Nähe negativ beeinflusst. Vielleicht wurden ihnen direkte Befehle erteilt. Das war aber eigentlich gar nicht notwendig.
Die Strahlung (Kurzwellen-, oder Infrarot- oder UV-Strahlen) erfasste jeden Teil des menschlichen Körpers. Die Gedanken wurden perfekt kontrolliert. Alles im Körper, absolut alles war beeinflussbar, manipulierbar, lenkbar, auch und besonders physisch zu schädigen! Allein diese Möglichkeit zur physischen Schädigung war eine ständige Bedrohung (Nötigungen zu bestimmtem Verhalten, zu bestimmten Handlungen eine Einfachheit!).
Ellie ging davon aus, dass die Tatsache der realen Wahrnehmbarkeit der Gedankenkontrolle seitens einer Empfangsperson von Strahlen schon zu einem gewissen Wohlverhalten führen muss. Sie passt sich an. Verhält sich betont angepasst-normal, weil sie unauffällig sein will. Dies ist für sie wohl die Rettung in die Normalität und die Anonymität, denn erst recht bei Gedankenkontrolle scheint man als Einzelner (angesichts des subjektiven Eindrucks, bedeutungslos für einen Geheimdienst sein zu müssen!) am besten aus dieser Situation kommen zu können, wenn man einfach nichts macht, was dem Geheimdienst negativ aufstoßen könnte also: einfach weitergehen auf der Straße, einfach die Verkaufshandlung durchführen. Niemals auch nur eine Bemerkung aus eigenem Willen heraus, dazu noch kritisch, wie wenn man jemanden alarmieren wollte, tätigen!
Wichtig: seine Gedanken versuchte der Passant auf der Straße vermutlich selbst möglichst konzentriert im Zaume zu halten. Aber eigentlich musste er dabei nicht sorgfältig sein, da der Geheimdienst von ihm wahrscheinlich nicht mehr erwartete als z. B. weitergehen.
Falls nötig, konnte der Geheimdienst sowieso jedermann, der über eine Handlung oder Äußerung zum Nachteil des Geheimdienstes querschlug, perfekt blitzschnell unterdrückt werden.
Das war wirklich die Realität, im unsichtbaren Käfig zu sein.
Das war die Haupterfahrung seit dem Jahre 1981.
Manchmal schien für Ellie die zwanghafte Fixierung auf bestimmte selbst erlebte Ereignisse oder eigene selbst erlebte Handlungen in dauernden Wiederholungen schlimmer als die Hölle jemals hätte sein können. Das war etwas, was immer wieder auftauchte. Sie wurde gedanklich beschäftigt, war oft nahe dem Wahnsinn.
Sie verursachten dies oder auch nicht. Gründe (Waren die denn echt? Was war denn noch echt‘?) für diesen Zustand ihrer Psyche flatterten durch die eigengedankliche Sphäre ihres Individualbewusstseins und ließen sich schlecht festhalten. Gründe, etwas komplexer: Erklärungen mit Wahrscheinlichkeit nahe der bloßen Vermutung waren sehr flatterhaft.
Sie war nicht allein, sondern einsam-allein. Das war doppelt übel, eine bittere Erfahrung. Keiner schenkte ihr die aus psychologischen Gründen so notwendige Gewissheit über diesen Zustand, in dem sie sich über Jahre ihres Lebens befand. Man ließ sie auf eine schreckliche Art hängen. Hier hing sie nun. Nichts gab es wirklich! War der Zustand nicht Einbildung? Selbst das war möglich. Grauenvoll, aber wahr: die Möglichkeit bestand. Vielleicht war sie in einem Netz von Autosuggestionen gefangen!? Aber im Grunde wusste sie schon im Jahr 1981, dass der Zustand KEINE Einbildung war.
Kay Ganahl
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Als Geheimer
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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DIE WELT UND ER Er empfand die Welt, die ihn umgab, nicht mehr. Sein Weg war kurz gewesen.
Die persönliche Genugtuung darüber, nur ein Mensch zu sein, war jetzt viel zu wenig. Inzwischen fühlte er sich ausgesetzt und verlassen die Einsamkeit setzte ihm sehr zu!
Es war einfach so ¦ er schritt schnurstracks gegen den Wind, immer geradeaus, gegen alle Widerstände. Sah sich auf dem Pfad der Tugend
(welche ihn die Wirkmacht des Bösen noch stärker erkennen und empfinden ließ)wandeln. Er war durchaus ein Mensch, der ein Gott werden wollte, so dachte er, wenn er sich gelegentlich in einer Selbstbetrachtung erging – … insgeheim (er sah sich selbst als Liebling aller Geheimdienste) offenbarte sich auch in seinem subjektiven Betrachten und Beurteilen der Menschen und Dinge die tendenzielle Hinwendung der Gesellschaft zum Guten, zum Besseren, manchmal sogar zum Rosaroten. Dies war etwas, das sich zwar täglich im Dazwischen des gesellschaftlichen Miteinanders und Gegeneinanders zeigte, jedoch kaum als ein solches erkannt werden konnte, weil es niemand ohne Weiteres für relevant in seinem Wahrheitsgehalt hielt.
SO WAR ER EBEN Er galt als integere Persönlichkeit, der man vertrauen kann. Ein Mensch, der Fähigkeiten hat. Vielleicht noch mehr ¦ !
Darum lobte man ihn, wenn von ihm etwas als ein Gelungenes vor den Augen der anderen Menschen bestehen konnte. Er galt ihnen als engagiert, – seine engagierte Haltung gegenüber dem, was er als ganz wichtig und für erstrebenswert ansah, beeindruckte viele Zeitgenossen dermaßen, dass sogar viele gegen ihn als Konkurrenten aufgefahrene kritische Zeitgenossen, die selber unter dem ganzen Erfolgsdruck zusammenzubrechen drohten, auf Grund seiner moralischen Überlegenheit einfach frühzeitig aufgaben! Die Geschicklichkeit im Umgang mit anderen Menschen, besonders seinen Konkurrenten, zeichnete ihn aus.
Hellsichtiges Denken in Bezug auf die Zukunft, auch eine gewisse Verrücktheit waren ihm eigen.
Aber, das sei hier auch berichtet, was er als unabhängiger Geist, human denkender und genauso empfindender Mensch von sich selber hielt, war den meisten kritischen Zeitgenossen ganz egal. Jedenfalls war er sicher, dass es so war.
Den großen Bedeutsamen erblickten sie in ihm wohl!
Er versuchte in sich den einfachen, weitgehend bedürfnislosen Menschen zu sehen.
Beruflich in einem Teil des Staatsapparats tätig, der vielen restriktiven Auflagen und Vorschriften bezüglich der Geheimhaltung unterliegt, war er eifrig und äußerst gewissenhaft, zumal relativ erfolgreich tätig, doch als Mensch, der Probleme hatte, stockte er nur zu oft im Aufsagen seiner allmorgendlichen Verse und Reime. Es gab ihm den Hinweis auf akute Mängel seines psychischen Apparats. Auf Dauer konnte dies nicht gutgehen. Es war seinerseits zu vermuten, dass er im nächsten Gesundheits-Check nicht genügend Punkte erreichen würde, um danach normal seine Arbeit fortzuführen. Seine Tage als Kraft, auf die man in diesem bestimmten Teil des Staatsapparats bauen konnte (und musste), waren wahrscheinlich gezählt.
SEIN PERSÃNLICHER PROBLEMHORIZONT Im normalen Leben fand er sich mittlerweile nicht mehr gut zurecht.
Gern ging er auf die Straße, um zu spazieren. So konnte er sich noch frei fühlen und beobachten: die Straßenzüge, die er auf seinen langen abendlichen Spaziergängen hinter sich ließ, waren meist schmal und krumm gezogen, so dass er sie während des Spazieren-Gehens genau wahrnahm und in seinem Gedächtnis bestens abspeicherte. Auf der Straße erkannte ihn keiner als der, der er war, was er genoss. Er genoss es wahrhaftig!
Was es nicht alles zu sehen gab! Die Plakatwände waren voll mit idiotischen Bildern, die nur das Tollste offerierten. Aber was nicht in sein Originalitätsschema passte, worauf es ihm ganz besonders ankam, vergaß er denn doch oftmals.
Die Probleme, die er hatte, interessierten keinen anderen Menschen. Er war den anderen etwas völlig Fremdes, mehr noch als sie für ihn so etwas waren.
Es war diese gegenseitige Fremdheit, auf der ein starkes gegenseitiges Desinteresse basierte, was ihn frustrierte. Er konnte damit nicht umgehen – doch wer hatte ihn denn alleingelassen? Er wusste es nicht. Es hatte doch nie eine starke soziale Beziehung von Dauer für ihn gegeben, eine liebe Person. Das war festzustellen.
Vertrauen zu schenken war für ihn etwas gänzlich Unbekanntes. Dies hatte er längst bemerkt, ob er es sich auch offen eingestand, war etwas ganz anderes. An stillen Abenden der Einsamkeit lebte er vor sich hin.
Und die bohrenden Zweifel im Hinblick auf dieses Leben zwangen ihm mehr und mehr erschreckend düstere Gedankengänge auf. Dies ist vielleicht nicht ganz verständlich für Menschen, die die Geselligkeit schätzen und normal ausüben.
Er liebte besonders die in schöner Buntheit tanzende Mattscheibe, in der er die Welt sehen konnte eine Welt, die mal schön aussah, dann wieder hässlich und weitestgehend von Übel. In allen möglichen Facetten. Das befriedigte ihn zwar nicht, doch er konnte es immerhin für sinnvoll halten, unter anderem erkannte er für sein Leben eine Vielzahl von theoretischen und praktischen Verwendungsmöglichkeiten. An vielen Abenden saß er allein vor der tanzenden Mattscheibe, um sich auch die telegenen Schnauzbärtigen mit ihrem einfältigen Getue reinzuziehen, weil er für sich keine andere Wahl sah. Er musste dies glotzen. Eben auch die Schnauzbärtigen zerrten ihn in die Einsamkeit. Wohl unbewusst flüchtete er in diese Einsamkeit, dann kam er nicht mehr heraus. Nun? Jedenfalls waren seine Abende nur TV-Abende.
Er saß da. Er starrte auf die Mattscheibe. Er genoss den Alltag der anderen. Er phantasierte auch mal so vor sich hin.
Jedwedes Zukünftiges und ihn in seiner Persönlichkeit wirklich Erweiterndes vermisste er.
ER ALS GEHEIMER. Ab und zu tat sich aber auch etwas, das ihm positiv anmutete. An einem Tag hatte er eine gute berufliche Leistung als Geheimdienstler erbracht. Und es war einfach so: er wusste nämlich so viel, dass sie, die Vorgesetzten, ihn in der Hierarchie höherstufen mussten, um ihm zu beweisen, dass sie seine Arbeit schätzten. Nun war er endlich mal froh, ein Geheimdienstler zu sein. Sein Werdegang würde sich vielleicht noch vollendend bereichern.
Vorwärts, vor! brüllte er, ohne an die eherne Geheimhaltungsnotwendigkeit zu denken. Unter allen Tischdecken, marsch! Kein Pardon den Untüchtigen und dem Klassenfeind! Er gab sich selbst am wenigsten Pardon. Und dann marschierte er vor, gegen sich selbst, ohne sich noch einmal umzusehen.
Während er diese heldenhafte Tätigkeit vornahm, fuhr er mit seiner linken Hand über seinen Bauch.
Dann war er auf der Straße vor seinem Amt, das von außen wie irgendein Finanzamtsbau auf die Menschen wirkte. Es platschte, die Menschen grüßten ihn nicht. Plötzlich jaulte er wie ein Köter, der sich verlaufen hatte. Verzweiflung raste zu seinen Augenbrauen, sie hüpften wie verrückt. Seine Haare standen ihm zu Berge — er starrte nach oben. Das Himmelsgewölk schien ihn bedrohen zu wollen. In diesem Augenblick faszinierte er einen ihm Unbekannten auf dem Bürgersteig, der unmittelbar vor ihm stand. Dieser hatte tatsächlich leuchtende Pupillen, die Genialität ausstrahlten.
Er ging jetzt so gefasst wie möglich weiter. Als Geheimdienstler war er so einige Verrücktheiten des Lebens gewohnt, aber derartiges war ihm neu.
GEHEIMER HILFESCHREIE In irgendeiner Nacht. Augenpaare störten ihn in seiner Wohnung aus seinem Schlaf auf. Er fuhr hoch. Schlaftrunken sah er sich hektisch um. Es war niemand anwesend. Die Augenpaare waren wohl von innen her erschienen. Dann stürzte er in ein tiefes Loch, aus dem herauszukommen schwer war. Seine Hilfeschreie verhallten ungehört. Im Loch lag er nun und jammerte. In dieser Hilflosigkeit wollte und durfte er nicht bleiben! Visionen, dunkel und zerreißend, zerrten ihn gleich darauf aus dem Bohrloch heraus, in das er gefallen war. Feuchte Finger, sich an ihn schnell herantastend, berührten ihn jetzt im Dunkel. Wer klopfte anschließend auf seine linke Schulter?
Tatsächlich war er höchst gegenwärtig, konnte durchaus noch erkennen, wie real er in seinem Bewusstsein über das Hier und Jetzt war!
Er lachte, als er im Bad seiner Wohnung ausgerutscht war. Und er lachte auch, als er nichts mehr denken konnte ¦ die feuchten Finger zogen ihn zurück in sein Schlafzimmer ¦
GEHEIMER BEFINDLICHKEITEN Die frohen Unternehmungen von Menschen, die ihn persönlich ablehnten, waren ihm zuwider. Es lockte ihn eine glorreiche Zukunft mit ihren blütenreinen, wahnschwangeren Versprechungen. Es war alles so miserabel für einen wie ihn!?
Ein Nichtverstehen der Welt der Gegenwart und von allem, was er kannte, durchströmte seinen Körper. Unsicher balancierte er zwischen seiner Vergangenheit, der Gegenwart und einer glorreichen Zukunft. Ein Schwarz ohne Sinn belebte ihn mehr und mehr. Es war eine depressive Phase, die begonnen hatte. Er glaubte, nicht mehr vorwärts zu kommen – diese Phase musste er überstehen.
Und die vielen Kommas, die er für die zu schreibenden Sätze in vielfältigen Variationen erfand, enttäuschten ihn wegen ihrer Gleichgültigkeit ihm gegenüber, obschon er sie doch höchstpersönlich erfunden hatte.
An irgendeinem Tag. Nunmehr stand er auf einem Bahnsteig; gelangweilt schützte er sich gegen die üblichen missratenen Angriffe von Seiten irgendwelcher Personen, die sich alle als Persönlichkeiten fühlten. In Wirklichkeit waren sie belanglose Schattengestalten aus dem faden Alltäglichen, welche sich nicht ausdrücken konnten. Natürlich war er an diesem Ort von sich selbst mehr als überzeugt – ! Hier legte sich die Depression merklich. Er schöpfte tief Hoffnung. Sein Zukunft offenbarte sich ihm in einigen guten konstruktiven Gedanken.
Sage und schreibe zwei Minuten hatte er auf den Zug, der ihn ins endgültige Vorwärts bringen sollte, zu warten.
Er war jetzt mal froh, mal bedrückt. So viele Menschen. So viel nervöse Ruhe der Wartenden. Ankommende und abfahrende Züge. Niemand sah ihn wirklich.
Fraglos glücklich war er niemals, schon gar nicht jetzt, da er alle hasste, die er sehen musste. Aber direkt unglücklich war er ebenso wenig, weil er immer noch den einen oder anderen Hoffnungsschimmer für die Zukunft erkannte.
Zonen des Schweigens paarten sich vor ihm, zeugten neue, vielleicht höhere Sphären des Seins, die durch das Schweigen hindurchtreten mussten, um in der gesellschaftlichen Realität zu landen.
GEHEIMER UND FEINDE Als er im Zug saß, kamen ihm kritische Gedanken. Er wusste nicht, wohin er fahren wollte, aber jedenfalls saß er in diesem Zug.
Als ein Geheimer kannte er manche Schlichen, manche der widerwärtigsten Taktiken. Seine Feinde kannten sie auch. Er kannte zudem die subtile Vernunft sowie die kreative Phantasie, die seine Feinde an den Tag legten, um es ihm zu zeigen.
Dennoch war er noch zu positiven, erheiternden Gefühlskatarakten fähig, welche ihn jedoch nicht etwa ausreichend befriedigten, sondern ihn mitunter an eine Grenze führten, die vor dem Abgrund retten sollte. Sie war mit Glitter ausgeschmückt.
Nichts verging schneller als die geheimen Machenschaften, wenn sie entdeckt werden konnten, und wenn jemand da war, der sie der Ãffentlichkeit eröffnete. Was für Aktivitäten dafür nötig waren, sagte er keinem, auch nicht dem Vertrautesten.
Wenn er auch manchmal Glücksgefühle empfand, sobald er „tätig“ wurde, so kamen sie sicherlich nicht beim gezielten De-Konspirieren auf. Seine Feinde traten nur zu gerne auf ihm herum.
Welt formte sich neu. Die Zeugung des Neuesten durfte nicht, so sagte er sich, ohne seine tätige Mitwirkung erfolgen. Daher mühte er sich ab, erfand neue Wege, wenn es sie schon nicht in der Realität gab.
Feinde, oder wie immer man solche Menschen nennen sollte, gab es zuhauf. Wenn diese bemerkten, dass jemand aktiv wurde, der zu mehr fähig war als sie selber, so dachten sie sich viele verschiedene, äußerst einfallsreiche Tricks aus, um ihm zu schaden. Er musste immer auf der Hut sein. Überall wartete eine Falle darauf, dass er in sie hineintrat. –
Woraus bestand denn das, was sich Außenwelt zu nennen beliebte?
So genau wusste er das trotz seines Berufes nicht. Er blieb ein Unzufriedener, der im Grunde ein Leben lang ungehört blieb, dessen persönliche und berufliche Perspektiven zerliefen, bevor sie noch verkrampfen konnten. Der aber dennoch in der Zwecklosigkeit kein Auskommen fand, weil sie eine fatale Bedeutung hatte.
Kay Ganahl
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Ein Loch, viele Löcher
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
Ein Loch, viele Löcher
oder: die Flucht in die Weltanschauung
Ein Loch
Wird wahrgenommen; setzt sich rein
Himmelwärts hell Aufsteigendes wird
Begeistert registriert;
Nichts Sinnhaltiges passiert
Während eines beobachteten Morgenrots
Einer neuen Zeit.
Springt heraus, um sich ins nächste Loch zu setzen!
Dann verschwindet der Mensch:
Empörung gegen verhasste Ruler
der Macht des Augenblicks
in sich hinein fressend.
Bald flüchtend über abschüssige Pfade
und auf der Suche nach dem Lebenssinn
gegen jedermann gerichtet
schließlich Fabelwesen lauschend
und leeren Weltanschauungen Folge leistend
im währenden Morgenrot, welches Nacht ankündigt
Ende
Kay Ganahl
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Beste Dinge
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
Mit den Knien auf
frisch polierten Fliesen:
suchend.
Es schwingen hier Falter
ihr kühles Blau
in mein Gesicht.
Am 1. wird aufgeräumt
sage ich als der Unkritische
und kusche noch einmal
vielleicht zum letzten Mal!
Ja? Während ich arbeite
sucht ein anderer nach dem Lebenssinn
und Falter fliegen herbei,
um sich auf seine Nase zu setzen,
was ich heute
recht komisch finde
suchte dies nicht
wollte nämlich volles Leben
und überlegene Innerlichkeit
gegen die Welt des Zorns.
Und er selbst bleiben
dabei keinesfalls komisch wirken
Aber auch sich auflehnen
Dabei Masken herunterreißen
Macht verdammen
Und die Politiker verfluchen
Und die Polizei
Gegen den Staat benutzen
Ende
Kay Ganahl
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Herbert
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
A/ Herbert. Auch wir kennen ihn seit ein paar Tagen. Was er denkt, trompetet er in die Welt hinaus.
Darin ist er ein wahrer Könner.
Er liebt die Ãffentlichkeit.
Er könnte all die guten Chancen, die das negative, destruktive Umsonst am Ende der Zeiten der Menschheit auf seinen Sinngehalt hin befragen, verhindern sie in jeder Einzelheit begutachten.
Das will er aber nicht tun.
Und er könnte einen gesellschaftlichen Prozess, der ohne Ende zu sein scheint, nach seinem speziellen Sinn tiefgründig hinterfragen, doch unterlässt es.
Es ist ein Verzicht.
Seine innere Zersetzung ist schon sehr weit fortgeschritten.
Individualität:
Was ist gegenwärtig mit ihr?
Herbert hat es sich gefragt ¦, aber die Antwort lässt auf sich warten.
Er gräbt andauernd in sich erfolglos herum.
Letztendlich könnte er sich allerdings einer fulminanten Nutzung unterziehen, die er fabriktechnisch organisieren würde.
Welche Nutzung ist gemeint?
Das weiß er leider nicht zu sagen ¦
Individualität?
Ja/Nein.
Kollektivität: sie naht jetzt rapide, muss verhindert werden.
Alles sinnvolle Soziale wird bald zersetzt werden?!
Jedenfalls befürchtet das Herbert.
Nichts bleibt noch bis zuletzt stehen, so ¦ denkt Herbert.
Die gesellschaftliche Realität wird sehr bald verschwunden sein, als ob es sie niemals gegeben hätte.
Ja? Nein!
B/Unser Herbert ist ein Gegenkämpfer, kennt (auch sich selbst gegenüber) keine Gnade.
Das zeichnet ihn wohl aus, wenn man es recht sieht.
Was er für ganz wichtig hält und immer hoch halten wird, nämlich die Individualität, jedwede Individualität muss seiner Überzeugung nach unbedingt gerettet werden.
Dafür steht er als Mensch hundertprozentig ein, – es ist sein tägliches Ziel des Denkens und Handelns.
Er geht keine Kompromisse ein, wenn es um sein Ziel geht, gewiss nicht.
Für das Ziel kämpft er sogar mit einer gewissen Unerbittlichkeit, für die er im Land bekannt ist.
Auch schützt er jeden, der das Kollektive hasst.
Die Ruhe, in der er lange hat leben können, findet er mittlerweile eher frustrierend.
So braucht er jetzt Aktionen, um sein Selbstbewusstsein zu stärken.
Vieles wird zu seiner Freude zügig kreativ realisiert, was ihm mehrere wichtige Posten in einer Hierarchie einbringt.
Er ist, jedenfalls in diesen Tagen, … der Mann der Stunde!
C/Nützliche Aktionen, die er für sich und die Welt braucht, beruhen weit überwiegend auf Planung und Intelligenz von Einzelnen. Jede Explosion von Emotionen wäre dabei nur ein großer Fehler. Diverse intellektuell erhellende, an Herbert zu stellende Fragen wünscht er sich nunmehr aufrichtig. Jede Frage findet er berechtigt. Überhaupt ist ihm jeder lieb, der ihm eine Frage stellt. Fragen bereichern ihn stets.
Nichts kann ihn davon abbringen, ein guter Mensch sein zu wollen, seine Wünsche hinsichtlich der Gründung einer stabilen Gemeinschaft mit ihrer Ordnung sind in der Ãffentlichkeit durchaus bekannt.
Er wird das Neue der über allem stehenden Individualität des Menschen vor allen Menschen ganz gezielt mit größtem Geschick und sehr engagiert öffentlich zu Markte tragen.
Kay Ganahl
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Dauertod
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
- 0
Werde
nicht – :
stehe
da
und
sterbe
den
dauertod!
Was für ein glück
oder unglück!
allgemein
im after zu hause,
die menschlein.
Und schande
wird ehre
und missmut
die zufriedenheit.
dauernd die
scherben
im haar … und
diverse weiße wolken
im bewusstsein, das
der
wahn …
überall, bei jedermann:
wahn!
Ende
Kay Ganahl
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