meine vage hoffnung

ich weiß nicht
wie es weitergeht
ich weiß nicht
was richtig ist
& was falsch

ich hoffe nur
daß ich im
entscheidenden moment
weiß
was ich will

pädagogischer mißerfolg

vergnügt
denke ich daran
wie sie versucht haben
mir das schaukeln
auf dem stuhl
abzugewöhnen

es riecht nach aufbruch

es riecht nach aufbruch
dabei ist erst februar
ein lachen streift durch
meinen bauch und
glitzert durch die poren
ich atme tief und fühl
das prickeln auf der haut
und manchmal hab ich angst
vor so viel unverdientem glück
es riecht nach aufbruch
und mir wachsen kleine flügel
mein rücken ist nicht länger krumm
ich stehe schon
auf meinen eignen füßen
ein bißchen länger
sonne noch und wärme
und ich flieg
davon

wenn ich

wenn ich mein
eigenes leben
leben will
dann stirbt zuerst
die sicherheit
ihren krampftod

verstockt

bei uns zuhaus
gab es keine
unterschiedlichen standpunkte
sondern nur

mißverständnisse

und kinder
die einfach nicht
verstehen
wollten

die schatzkammern in mir

die schatzkammern
in mir
möchte ich öffnen

die schätze
suchen und
hervorholen

sie hoch in die
luft werfen
und restlos
verjubeln

das schärfste s

war das
meiner mutter
wenn sie sagte:

„junge, nimmt dich doch ein
bissssschen zusammen!“

kleine begebenheit

also neulich
da war ich plötzlich
auf einmal unerhört glücklich
einfach ohne richtigen grund
vielleicht hat mich nur
jemand angelacht/jedenfalls:
mir ist das ganz schnell
ganz unheimlich geworden
und schleunigst
dachte ich an ein paar
unangenehme dinge
bis ich wieder auf den
boden der tatsachen kam
flach & sicher
denn wer hoch fliegt
fällt tief
nichtwahr

an die wand gestellt

an der wand
eines gartenhäuschens
lehnt eine große lindgrüne
schöpfkelle
mit der das gemüse gedüngt wird:

eine lange stange
steckt in einem rohr
festgeschweißt an einen alten
stahlhelm aus dem weltkrieg.

zeitlos

tage meines lebens
sind mir
einfach abhanden gekommen
wochen jahre
hinter mir
von denen ich
nichts mehr weiß

wenn ich die
andern tage
die gelebten

zusammenzähle

dann bin ich
noch sehr jung

Aus „ein zettel an meiner tür“, 1982