Am Ende eines Weges

Die alten Plätze
sind bereits
mit Sand bedeckt

Die vermoosten Mauern
Konturen
aus fahlem Licht

Kalter Wind
aus Osten
treibt
Staub
in die
verlassenen
Gassen

bis sie
langsam unter 
flachen Dünen

unerkannt versinken
 

Portrait

Außerhalb ist nichts

Er selbst
ein verkrampfter
Muskel

schmerzhaft
hart

Ein schwarzer Punkt
ist von ihm
geblieben 
der in zersprungenen Spiegeln
nach Zeichen sucht

und nur
die eigenen
starren Blicke
findet

Vom Schreiben

Beinah schmerzhaft ausgewürgt
noch unfertig und grob
kann ich erst spät erkennen
ob du nur hohle Schale bist
die unter meinen Händen
zu nichts zerfällt

Zarte Federwolken
voll ungestillter Sehnsucht
sind nur in reine Worte eingegossen

Vom Schmutz befreit
sind sie manchmal
aber so duftend leicht
dass sie
für einen Wimpernschlag
uns selbst entheben

Die Gefahren des schellen Laufens

Das barfuß Laufen
auf steinigen Wegen
hat unsere Sohlen
hart gemacht

Die Hornhaut
ist gefühllos dick

Manchmal rennen wir
so schnell
bis uns Aquaplaning packt
und der Kontakt
zum Boden reißt

Zartbitter

In Ängste eingewühlt
verbergen wir uns
dem Zartbitterhauch
des Seins

Gierig verschlingen wir
das Wenige
das uns bleibt

lassen die Mond beschienenen Nächte
unberührt,
fürchten
im kalten Licht der Sterne
für immer zu zerfließen

Sommermorgen

Das warme Licht des Morgens
hat die
von kindlich tiefem Schlaf
verjüngte Welt
in Klarlack eingegossen
und letzte Regenwolken
tief ins Donautal verscheucht

Weit öffnet sich der Tag
und nimmt mich
väterlich in seinen Arm
um mit ihm zusammen
in die Nacht zu fallen 

Bestandsaufnahme

Der Schritt ist fester geworden
der Blick gerader
abgelegt
liegt Trauerkleidung
neben mir

Dennoch fallen 
hinter mancher
harmlos scheinender Kurve
mir heimtückisch
räudige Hunde
in den Rücken
und wollen mich
zu Boden ziehen

Es schmerzt ihr Biss
und manchmal nässen
Fleischwunden unter
dem Verband

Die Würde aber
ich selbst
zu sein
hebt stolz den Kopf
in mir
und spuckt verächtlich
auf das armselig kläffende Pack
 

Kornfelder

Wolken voll von Grau
liegen schwer auf stolzen Kornfeldern auf

Kaum bleibt Raum für den schmalen Weg zum Horizont

Doch zwischen die geschwungenen Hügel
hat ein sanfter Geist
leuchtend rote Spuren eingewebt
in das gelassen sich wiegende Meer

und die Ränder
mit kühlem Gletscherblau betupft 

Lebensblut

Mit jedem Zucken
der Zeit
rinnt Leben
aus uns aus
verströmt
in
hallend
leere
Räume

Wir verbluten
unaufhaltsam
müde
schwach

Nur selten finden
wir die Kraft
dem Zerfließen
Richtung
zu geben
um für
einen Augenblick
den Abdruck
unseres
bleichen Schattens
in den Sand
zu pressen

Auf den Winzerer Höhen

Auf ausgeschlagenem Weg
hoch über der dunstigen Stadt
hin zu schlafenden Wegkreuzen
und verfallenen Bäumen
Der Tand des Tags bröckelt ab

In das ferne Surren der Autobahn
mischt sich zirpend
der Klang des Sommers

Die Sonne hat ein Loch
in die Zeit gebrannt

Aus ihrer bleichen Scheibe
ziehen staubige Streitwägen
kommend aus finsteren Wäldern
in den Schutz
des römischen Lagers
mittelalterlich verhüllte Kaufleute
zwischen bunten Gauklern
lärmen schwer bepackt
an mir vorbei
verblassen in der
flirrenden Luft
und lassen mich
allein mit mir
am Wegrand
zurück