Meine Kritik an deinem Buch
- At Oktober 14, 2023
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Dein Buch, nach dem jeder fragt,
kommt bald endlich auf dem Markt.
Die Reaktion
die ahnt man schon.
Man applaudiert,
man jubiliert,
Manch einer übt Kritik,
manch einer dreht dir nen Strick.
Einige verneigen sich tief,
andere lachen sich schief.
Manch einer nörgelt herum.
Man kennt das: Es ist zu dumm.
Auf deinem Buch
lastet kein Fluch.
Wie soll ich es nur bewerten?
Du gehörst zu den Hochverehrten.
Kongruent,
nennt es der Student.
Ganz authentisch
urteilt man am Stammtisch.
Das Lehrerkollegium
finde es gar nicht dumm.
Hervorragend und genial,
lobt das Buchhandelspersonal.
Ganz und gar gut,
schwärmt Tante Ruth.
Auch für mich ist dieses Buch
keinesfalls ein rotes Tuch.
Ich schätze es sehr.
Es gibt mir mehr
als ich erhoffte.
Es ist einfach tofte.
Es ist gekonnt formuliert.
Da hast du wirklich brilliert.
Es ist nicht steif
und doch sehr reif.
Es ist nicht gewaltsam.
Es ist unterhaltsam.
Du hast es deinem Geist abgerungen.
Ich habe es sofort verschlungen.
Es ist ein Superlativ
Keinesfalls primitiv.
Von der ersten bis zur letzten Zeil
Ist es die Jugend sagt: – hammergeil.
Mit den Worten der Mathematik:
Es ist hunderprozentig.
Es ist astrein
und megafein.
Ich mache hier keine Witze.
Dein Buch ist von A bis Z Spitze.
Nur die Gesamtkonstruktion
der Erzählhandlung
solltest du eventuell
– und zwar schnell –
vielleicht
ganz leicht
überarbeiten,
nicht aber ausweiten.
Auch bei der Titelzeile
hat es große Eile.
Mein aufgedunsenes Gesicht
passt doch besser für ein Gedicht.
Findest du nicht?
KLARSTELLUNGEN
- At Oktober 14, 2023
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Leihst du mir denn jetzt das Geld?
Erst reden? Wie es dir gefällt.
Worüber?
Ach, darüber.
WAS DU SCHREIBST,
GEFÄLLT MIR GUT.
DEINE BEINE GEFALLEN MIR BESSER.
Habe ich das gesagt?
Ja, mag sein.
Aber versteh das nicht falsch.
Nichts soll den Frieden stören.
Ich kann das sofort erklären.
Auch wenn es jetzt so scheint:
Es war nicht so gemeint.
Man sagt das so dahin –
ganz ohne Sinn.
Ich meine es nicht so wie es klingt.
Ich rede halt etwas zu geschwind.
Bei mir schwingt vieles mit.
Vergiss das nit.
Also noch einmal im Klartext:
Mir gefallen deine Reime.
Besser aber noch deine Beine.
Nein – falsch!
Besser ALS deine Beine.
Jetzt hast du mich verstört.
Aber du hast es gehört,
wie ich was meine.
Ich will nicht nur das Eine.
Für mich ist alles,
was du sagst, richtig.
Auch dein Schweigen ist mir wichtig.
Noch wichtiger als das Gesprochene.
Nein, das ist schon wieder falsch.
Krieg das nicht in den falschen Hals.
Nun reg dich doch wieder ab.
Ich erkläre es knapp.
Dein Schweigen ist reines Gold.
Dein Reden ist nicht aus Stahl?
Ach, das wäre doch zu banal.
Nein, versteh mich nicht verkehrt.
Ich meine es umgekehrt.
Dein Reden ist NICHT banal,
nur wirkt es fast trivial.
Zumindest nicht ganz optimal.
Auch ist es für mich keine Qual.
Aber das ist ein zu starkes Bild.
Ich sehe schon: Es macht dich wild.
Versteh mich doch bitte genau:
Ich bin ein Mann und du bist Frau
Ich habe eine andere Sicht.
Begreifst du das nicht?
Ich sage nicht: Du redest Blech.
Das wäre doch zu frech.
Wir schweifen jetzt ab.
Wir sinken hinab
ins Ungenierte
und Kleinkarierte.
Man sollte das nicht analysieren
und alles weiter komplizieren.
Wir reden hier nur über das Eine –
nämlich über deine guten Reime.
Die sind besser als deine Beine.
Halt, versteh das nicht falsch.
Ich meine das anders als es klingt.
Ich meine:
Nichts gegen deine Beine.
Aber deine schönen Reime
haben doch mehr Qualität –
intellektuell – ja, das geht.
Dabei will ich nichts gegen
deine Beine sagen.
Das würde ich nie wagen.
Du sollst nicht jedes Wort
auf die Goldwaage legen.
Manchmal bin ich selbst verdutzt,
was meiner Zunge entrutscht.
Ich will DAZU nicht mehr viel sagen.
Ich red mich sonst um Kopf und Kragen.
Du sollst das Gesagte gleich vergessen
und ihm keine Bedeutung beimessen.
Unsere Meinungsverschiedenheit
bringt uns nicht weit.
Diese Bagatelle
kläre ich auf der Stelle.
Nun ja, äh, hmmm …
Du gehörst doch zu mir.
Deshalb wohn ich bei dir.
Ich ich mag dein Gesicht.
Ich mag dein Gedicht.
Ich mag deine Reime.
Ich mag auch deine Beine.
Das ergibt sich unwillkürlich.
Das ist sogar natürlich.
Ich möchte, dass du das verstehst
und nicht vorschnell von mir gehst.
Versteh doch: Ich liebe dich
und zwar GANZHEITLICH:
Nach dem Wort hab ich gesucht.
Das war verdammt schwer verflucht.
Endlich ist DAS Problem aus der Welt.
Reden wir jetzt über das Geld?
DIE LEIHGABE
- At Oktober 14, 2023
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Ein restringiertes Gedicht
Es war
nicht warm.
Bald wurde es
Tag vorbei.
Ich war nicht
reich.
Da ging ich in den
wo viele Bäume stehn.
Plötzlich traf ich einen
keine Frau.
Er saß auf einem
mit vier Beinen.
Auf dem
trug er einen
aus Eisen und er hatte Haare in
wo die Augen drin sind.
Er schwieg nicht viel.
Fragte, wie es geht.
Ich sagte, was man so sagt.
Es war nicht warm.
Da sprang er
von dem mit den vier Beinen
Und zog sein
womit man andere umbringt
und nahm seinen
womit man sich umhängt.
Er machte zwei aus einem.
Er gab mir und behielt
auch für sich.
Ungerecht war das nich.
Der, den man sich umhängt,
hielt warm.
Ich war nicht mehr
wenig reich.
Ohne viele Worte
stieg er auf das mit den vier Beinen und
weg war er.
Ich erzählte allen in der
wo viele Häuser sind, was der
auf dem
mit den vier Beinen getan.
Alle sperrten die
womit man hört
auf.
Bald wussten es immer mehr.
Lange hörte ich
nichts mehr von dem
mit den Haaren im
wo die Augen drin sind.
Danach erzählte mir einer aus
wo viele wohnen
dass der auf dem mit den vier Beinen
auf den Thron sollte.
Aber er wollte nicht.
Er versteckte sich,
wo die mit den Schnäbeln schnatterten.
So laut haben die geschnattert,
dass die, die ihn suchten,
dort fanden.
Jetzt sitzt er auf dem Thron.
Er ist wie Gottes Sohn.
Irgendwann besuche ich ihn,
denn der
den man sich umhängt,
ist nur geliehn.