ohne worte
- At Oktober 14, 2023
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stell mir den tag
zurück ins regal,
schalt den kopierer aus
steck deinen atem
hoch nah an mein herz
marcus brühl
Interview mit Andreas Altmann (Reise-Reporter)
- At Oktober 14, 2023
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„Jeder Mensch ist mein Niveau, jeder irgendwo ein Spiegel meiner selbst. In dem Augenblick, in dem wir uns begegnen, soll Energie entstehen, Austausch, gegenseitige Bereicherung. Immer will ich ein kleines Wunder erleben, einer erzählt, einer hört zu.“
Nicht nur seine Biographie liest sich utopisch – auch seine Bücher. Es gibt praktisch kaum etwas, das Andreas Altmann nicht schon gemacht hat. Beruflich heißt das u. a. Dressman, Schauspieler, Taxifahrer, Psychologie-Studium, Postsortierer, Reporter, Schriftsteller, etc. – als Reisender bedeutet das ganz aktuell z. B. folgendes:
Zu Fuß ist Andreas Altmann mit 2,77 Euro, einigen Salamischeiben sowie zwei Dutzend Zigarillos in der Tasche von Paris nach Berlin gelaufen. Essen, Trinken, Unterkunft – das war ausgemacht – bekommt er nur, wenn er jemanden dazu überreden kann, ihm dies zu gewähren. Sprich: er musste darum betteln. Eine Erfahrung, die er in 34 Tage – 33 Nächte mit seinen Lesern teilen möchte. Dies und seine weiteren Bücher (Reiseberichte) der besonderen Art, in denen er nie First Class reist und bei denen stets der Mensch im Vordergrund steht, ohne Rücksicht auf dessen sozialen Hintergrund, waren für das Buecher4um Grund genug einmal nachzufragen:
Zum Interview
Bücher von Andreas Altmann
Gedicht zur Weihnacht
- At Oktober 14, 2023
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Weiss wie der Schnee,
liegt Glashütte am See.
Zapfen an den Tannenbäumen,
Bratäpfel in der Pfanne schäumen.
Weihnachtsmänner in Schokolade,
sind keinem Kind zu schade.
Lebkuchen und Pfeffernüsse,
welch‘ grosse Genüsse.
Geschenke vor dem Tannenbaum,
kennt man nicht nur in unserm Raum.
Den Christen als Lohn,
denn es ist Gottes Sohn.
© Jens Grosse-Brauckmann
zimmer in dem er jetzt wohnt
- At Oktober 14, 2023
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am frühen abend kommt er zurück ins kleine zimmer
in dem er jetzt wohnt und selbstverständlich
erkennt er es, auch ohne genau hinzusehen
auch ohne besonders darauf zu achten erkennt er es
auf den ersten blick – es ist sein zimmer
jede menge kisten und taschen
– statt kleiderschrank und büchergestell – und
kein bett, nur eine matratze am boden und beim fenster
der runde tisch an dem er bisweilen schreibt und dort
die lampe und der kalender an der wand
fürs kommende jahr: bilder von leuchttürmen
ja, er hat sich allmählich eingerichtet, eingewöhnt.
und legt jetzt seinen mantel ab, einfach so, nur einfach so.
wie einer halt, der am frühen abend nach hause kommt.
belanglos; er legt seinen mantel ab und denkt nicht einen augenblick
etwa an die kleine puppenfamilie in der innentasche des mantels
und dass diese püppchen den ganzen tag nichts anderes tun
als zu lauschen: seinen stillen sorgen, seinem pochenden herzen
einfach nur so – als wäre nichts, legt er seinen mantel hin und
schaut dann aus dem fenster nach draussen in die dämmerung.
ganz frei von erinnerung, von heimweh. bis es ihm wieder einfällt.
mr. jones
Weihnachtszeit
- At Oktober 14, 2023
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Draußen schneit’s, es ist so weit,
begonnen hat die Weihnachtszeit.
Der Opa holt vom Abstellraum
den Weihnachtsschmuck und schmückt den Baum.
Sein Enkel hilft so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Zum Schluß die Lämpchen dran noch schnell,
den Stecker rein, schon strahlt es hell.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Die Kerzen waren da noch echt,
aus Wachs mit Docht, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Echte Kerzen an dem Baum???"
Die Zeit jedoch bleibt niemals steh’n
und fünfzig weit’re Jahr‘ vergeh’n.
Der Enkel – längst erwachsen schon –
hat heute selbst ’nen Enkelsohn.
Und wieder schneit’s zur Weihnachtszeit.
Ja wieder mal ist es so weit.
Der Opa holt vom Abstellraum
wie jedes Jahr den Plastikbaum.
Sein Enkel hilft so gut er kann
und freut sich auf den Weihnachtsmann.
Der Christbaumschmuck wird angebracht.
Schon strahlt der Plastikbaum voll Pracht.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Da war der Weihnachstbaum noch echt,
frisch aus dem Wald, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum:
"Im Wohnzimmer ’nen echten Baum???"
Die Zeit bleibt doch auch jetzt nicht steh’n
und nochmal fünfzig Jahr‘ vergeh’n.
Der Enkel – längst erwachsen schon –
hat wiederum ’nen Enkelsohn.
Und schneit’s auch draußen noch so sehr,
das Weihnachtsfest, das gibt’s nicht mehr.
Man holt nichts mehr vom Abstellraum
und hat auch keinen Weihnachtsbaum.
Der Enkel denkt auch nicht daran,
hat nie gehört vom Weihnachtsmann.
Auch vieles and’re gibt’s nicht mehr.
Die ganze Welt wirkt ziemlich leer.
Da wird der Opa nachdenklich.
Wie war das früher eigentlich?
Da feierte man wirklich echt
ein Fest mit Baum, das war nicht schlecht.
Der Enkel aber glaubt es kaum
und fragt erstaunt: "Was ist ein Baum???"
Quelle: www.onlinewahn.de
Autor: Robert Sontheimer
und alle unsre tage
- At Oktober 14, 2023
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mein liebstes,
tu die schatten fort,
die in den zimmern liegen.
das sind die häute,
die wir trugen
in den verlornen siegen.
und hör dem spott der drossel zu.
er gilt belognen lügnern,
verlorenen verlierern
und betrogenen betrügern.
da sind wohl
du und ich gemeint
und alle unsre tage,
die nicht gegebne antwort
auf die nie gestellte frage.
andré heller
wir wissen, was soll es bedeuten
- At Oktober 14, 2023
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ein tag wie dieser
hat uns noch gefehlt,
wie einstmals viele fehlten,
um hier anzukommen.
und viele fehlen noch.
um satt zu werden,
satt zu sein,
bedarf es mehr.
all das, was berge spein,
wie flüsse schwellen,
weltbrand schwelt.
und immer ist es dieser tag,
ein tag taghell, ein flügel,
der nicht brechen darf,
der uns noch fehlt.
elisabeth borchers
[aus: alles redet, schweigt und ruft]
Ich bin nur einer deiner Ganzgeringen
- At Oktober 14, 2023
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Ich bin nur einer deiner Ganzgeringen,
der in das Leben aus der Zelle sieht
und der, den Menschen ferner als den Dingen,
nicht wagt zu wägen, was geschieht.
Doch willst du mich vor deinem Angesicht,
aus dem sich dunkel deine Augen heben,
dann halte es für meine Hoffahrt nicht,
wenn ich dir sage: Keiner lebt sein Leben.
Zufälle sind die Menschen, Stimmen, Stücke,
Alltage, Ängste, viele kleine Glücke,
verkleidet schon als Kinder, eingemummt,
als Masken mündig, als Gesicht – verstummt.
Ich denke oft: Schatzhäuser müssen sein,
wo alle diese vielen Leben liegen
wie Panzer oder Sänften oder Wiegen,
in welche nie ein Wirklicher gestiegen,
und wie Gewänder, welche ganz allein
nicht stehen können und sich sinkend schmiegen
an starke Wände aus gewölbtem Stein.
Und wenn ich abends immer weiterginge
aus meinem Garten, drin ich müde bin, –
ich weiß: dann führen alle Wege hin
zum Arsenal der ungelebten Dinge.
Dort ist kein Baum, als legte sich das Land,
und wie um ein Gefängnis hängt die Wand
ganz fensterlos in siebenfachem Ringe.
Und ihre Tore mit den Eisenspangen,
die denen wehren, welche hinverlangen,
und ihre Gitter sind von Menschenhand.
Rainer Maria Rilke, 19.9.1901, Westerwede
nacht am meer
- At Oktober 14, 2023
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kennst du das stille rufen
in der nacht?
wenn deine augen müde,
doch den schlaf nicht finden.
wenn dein ruf im winde untergeht,
der um des hauses giebel sich windet –
laß das herze nicht
im meer versinken.
otto reinhards
erinnerung
- At Oktober 14, 2023
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was wir, oder zumindest ich, überzeugt als erinnerung ausgeben – womit wir einen augenblick, eine begebenheit, einen sachverhalt meinen, die einem fixierbad ausgesetzt und so vor dem vergessen bewahrt wurden -, ist in wirklichkeit eine form des geschichten-
erzählens, die sich unaufhörlich in unserem geist vollzieht und sich oft noch während des erzählens verändert. zuviele widerstreitende gefühlsinteressen stehen auf dem spiel, als dass das leben jemals ganz und gar annehmbar sein könnte, und möglicherweise ist es das werk des geschichtenerzählens, die dinge so anzuordnen, dass sie sich diesem zweck fügen. wie dem auch sei, wenn wir über die vergangenheit reden, lügen wir mit jedem atemzug.
william maxwell: also dann bis morgen