Auferstehung

Ohne meine utopischen Träume
sind verwaist die Sehnsuchtsräume.
Auch sie haben mich vermisst,
sich aus dem gekränkten Grab ver…drückt.

Seitdem sie wieder bei mir sind,
wächst hoffnungsvoll im Frühlingswind
der Glaube an unsere Einzigartigkeit.
Missverständnisse zum Klären bereit.

Beenden wir das ungewollte Verletzen?
Können wir uns bald vernetzen?
Jede Reaktion hat seinen Grund!
Doch am Ende wird alles rund?

Die Utopie blieb im Grabe liegen,
Realität ist, sich exklusiv zu lieben.
Du und ich – ganz allein –
da paßt kein(e) Dritte(r) rein!

Gegenseitiges Nehmen und Geben,
vertrauensvoll durch’s restliche Leben?
Bin sonst nicht so aufdringlich –
verdammt noch mal: ICH LIEBE DICH!

Steinzeit

Habe gelesen in einem Buch
Ein Urmädchen wurde belegt
mit dem schamanischen Todesfluch
Das hat mich sehr bewegt
Man hat sie einfach wie Luft behandelt
Geächtet, ausgestoßen, unbeachtet
Vogelfrei in ein Nichts verwandelt
Unabwendbar letal verachtet
Mein ständiger Stein im Magen
Stieg höher bis zum Rachen
Wie konnten die das wagen
So was Grausames zu machen
Ich habe nicht geweint
Wie früher still geschluckt
Aggressionen in mir vereint
Selten etwas ausgespuckt
Weiter las ich, sie hat’s geschafft
In der Wildnis überlebt
Ganz allein aus eigener Kraft
Agonie mit Intellekt verwebt
Bei uns gab es einen ähnlichen Brauch
Als Elternliebe getarnt
Der Stein rutschte wieder in den Bauch
Unterbewußtsein hat gewarnt
Sobald wir nicht funktioniert
Ahnungslos warum
Wurden wir eisig ignoriert
Fühlten uns schlichtweg zu dumm
Durch überlieferten Liebesentzug
Spürten wir kein Urvertrauen
Tiefsitzender Kindheitsbetrug
Verurteilt, auf Sand zu bauen
Problem zum Glück erkannt
Durch Menschen, die uns wirklich lieben
Noch nicht ins Verderben gerannt
Todesfluch vertrieben

Gerade nicht

Diese andere Frau –
Sie hat sie gespürt, erahnt
Gedankenübertragungsschau
Distanz gebahnt

Machtlos schloss sie die Augen
Verbarrikadierte sich erneut
Gezeigte Gefühle doch nichts taugen
Fast schon bereut

Irrtümlich wurde sie ihm nähergebracht
Sie kann es nicht sehen
In ihrem Sichtfeld ist Nacht
Ich kann’s verstehen

Tagung der Gefühle

Bauchgefühle auf den Tisch
Offengelegt, betrachtet, analysiert
Zu Fakten umgeformt
Ins Gehirn verfrachtet

Fakten abgeglichen
Plus-Minus-Rechnung aufgemacht
Wurde auch alles bedacht
Wollen nichts dem Zufall überlassen

Entscheidung nach einigen Wochen
Sinnlichkeit zu Sachlichkeit gemacht
Ist alles konform entsprechend der Norm
Wird geplant die 1. Nacht

Probieren

Nimm mich so wie ich bin
Vergiß was ich mal war
Nur so macht es Sinn

Ich bin kein rohes Ei
Der Kochvorgang war lang
Brech schon nicht entzwei

Wir sollten es versuchen
Nicht alles zerdenken
Sicherheit kann man nicht buchen

Laß uns einfach leben
Nicht vorher das Nachher abwägen
Vielmehr Höhepunkte anstreben

Imagination

Sie möchte ihn sehen täglich
Ihm einfach nahe sein
Alle Versuche scheitern kläglich
Leben – manchmal so gemein

Sie weiß nicht wie er sich fühlt
Sucht überall nach seiner Fährte
Die immer weiter abkühlt
Sie sich mit Illusionen nährte?

Verzagt wird sie erkennen
Ihre Liebe gilt einem Phantom
Vergeblich – ihm nachzurennen
Schmerzhafte Ernüchterung – ohne Ton

Mein Osterspaziergang

Habe im Schutz der Bäume
Zu Grabe getragen
Meine utopischen Träume
Bestattet die offenen Fragen

Wollte nicht länger warten
Auf dein ersehntes Ja
Sah nur verdeckte Karten
abrupt waren auch die nicht mehr da

Befürchtet hatte ich ein Nein
Alles lief verkehrt
Kein Ja, kein Nein traf ein
Eine Antwort war ich nicht wert

Irgendwann vielleicht

Irgendwann werden wir uns gegenüber stehen
Fragend in die Augen sehen
Denkend an das, was nie war
Gealtert, mit grauem Haar

Vielleicht bedauerndes Lächeln
Erinnerung in verstaubten Fächern
Mir werden zittern die Knie
doch nicht mehr aus Manie

Erkenntnis in seniler Ration
Greisenhafte Assoziation
Zu meinen verkalkten Knochen:
Du hast mir einst das Herz gebrochen!

Aus meinem Hexenkalender

Wer darauf besteht, alle Faktoren zu überblicken,
bevor er sich entscheidet, wird sich nie entscheiden.

Henri-Frédéric Amiel

Frühjahr

Der Sommer verendete
Hat uns dabei vereint
Im Herbst sich alles wendete
Trennung von Wolken beweint

Winterliche Kälteturbulenzen
Konnten uns nicht unterkühlen
Der Frühling öffnet unsre Grenzen
Wir halten fest, was wir fühlen