An einem Tag
- At Oktober 14, 2023
- By wortgarage
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linienwege führten unaufhaltsam nach norden. sie kreuzten mit schienen, fluglinien und stromleitungen und blieben sich treu. es gab kein zurück und auch nichts forderte ein zurück. ausfahrten flogen vorbei und traurige schilder mit lachenden augen. hinter den lidern lagen aufgehäufte graue und weisse wolken, grosse blätter glänzten feucht im morgen. wenn der wind sie wendete, blieb silbernes grün und das zittern bis tief in die ergrauten leitplanken.
sie legten tränen und fragen auf deine hände. und das meer, aus dem der tag getrieben war, blieb gespalten. als wären schiffe vorbeigefahren mit breitem kiel, ohne unterlass und mit mächtigem blick.
du konntest das schweigen beherbergen als einen guten freund. es galt nichts gerade zu rücken, was endlich gerade gerückt war. es galt nichts zu bewahren, was anderen nicht gehörte.
als die tränen geweint waren und antworten dalagen wie ein unberührter morgen, brach ein lächeln aus ihren augen, das dich umarmte.
später begegneten dir menschen aus einer wiedergefundenen zeit. einzig ihre gesichter hatten sich verändert, es blieb ihr herzschlag, das funkeln ihrer augen, die warmen hände der umarmung. erinnerungen fluteten über die beschnittene welt.
als du gingst, hatten sich träume eingehaucht, unbemerkt zerbrachen die netze im meer, aus dem der tag getrieben war. ausfahrten flogen vorbei und deine haltung war klar, ehrlich und gewissenhaft. es ging einzig um dein leben. linienwege führten unaufhaltsam nach süden.
© Hermann Josef Schmitz