Der vertrauenswürdige Hans E. Doppler
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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Arbeit. Büro. Eile. Vertrauenswürdig war er schon, was für ihn sprach. Dies sprach immer für ihn (für jedermann wohl), trug bisher auch zu seiner Beliebtheit im Kollegenkreis bei. Er wollte das nicht so recht wahrhaben, denn er hielt viel mehr auf seine Leistungsfähigkeit. Gegen das Vertrauen, das man ihm täglich entgegen brachte, wusste er aber nichts einzuwenden, da es in seinen Augen zur erfolgreichen Ausübung seines Jobs gehörte. Leistung war hier ohne eine gute Vertrauensbasis kaum möglich. Aber: Die Kollegen sollten ihn persönlich nicht mögen. Es war ihm geradezu lästig, dieses Mögen, wenn er es auch nicht offen zeigte. Das zu zeigen war ein Ding der Unmöglichkeit. Ein gewisses Ausmaß an Heuchelei gehört allerorten bis heute zur Kollegialität, was er im Grunde schon damals recht bedauerlich fand.
Eine Kollegin war für ihn ziemlich anstrengend geworden. Sie sei seiner nicht würdig, dachte sie andauernd, wie sie ihm auch hinten herum mitteilen ließ. Er fand das ¦ nun ja, es war am Arbeitsplatz ziemlich deplatziert. Was wollte sie?
Einmal guckte sie ihn ganz fasziniert an, so dass er wegschauen musste, denn der Druck war allzu groß. Er vergrub sich in seiner Arbeit. Die Bürolampe leuchtete bis in den späten Abend hinein. Er aß im Büro. Denn sie war schließlich nicht mehr anwesend. Und sie? Sie vergrub sich liebevoll in seinem Haarschopf, wie sie imaginierte, um es kurz darauf einer Freundin am Arbeitsplatz mitzuteilen. Und späterhin die kursierenden Trennungsgerüchte dementierte, die sie selbst in der Firma in Umlauf gebracht hatte.
Als er an einem der folgenden Morgen an seinem Schreibtisch saß, sah er eine einzelne Rose in einer schmalen grauen Vase, die ihn so abstieß, dass er sie nahm und mitten in das Großraumbüro warf. Ein Kollege schaute milde lächelnd auf. Eine der Botinnen warf auf ihn einen missbilligenden Blick. Doch er wollte partout nicht die Nerven verlieren. Er konzentrierte sich auf eine Sachbearbeitung.
Die Gerüchte über ihre Trennung (Welche Trennung? Sie war ihm privat völlig fremd!), all die ekligen Gerüchte, die sie beide nunmehr umgaben und bei den anderen zu etwas befremdenden Verhaltensweisen führten waren nahezu unerträglich. Das waren Gerüchte, die ihn, den fähigen und engagierten Büro-Sachbearbeiter geistig mehr und mehr von der Arbeit ablenkten.
Er hielt es noch aus. Aber wie lange noch? – Liebe? Es gab sie, jedoch nicht bei ihm, Hans E. Doppler, dessen berufliches und privates Schicksal von seiner Kollegin M. gefährdet wurde.
Kay Ganahl
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Gott und wir
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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X
Gesellschaftlich Gegebenes
Wird geglaubt
Ob von einem Gott
Oder Menschen
Geschaffen
Gedachtes
Wird benutzt, um
Fakten zu hinterfragen
Und zu unterwandern.
Jeden Tag!
Mit Verve
Vermuten wir
Hier sei kein Gott.
Oder doch:
Ein Hören ja, ein Sehen auch
XX
Welcher Mensch?
Welcher Gott?
Das Wir regiert
Bis heute.
Wir schweben –
Ende
Kay Ganahl
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Folter
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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Pfeift
Durch das Bewusstsein:
In Niedergeschlagenheit
Erfahren.
Wollend immer wollen.
Zwischen
Wunsch und Möglichkeit
Zu schnell eingeschlafen
Reiße Schutzhülle runter
Und
Habe beschämende Fragen
Zu stellen!
Die Anzahl der Worte
Macht es aber nicht
Die Tiefe des Sinns
Muss aber hinreichend sein
Ein Krampf
Im linken Oberschenkel
Bedeutet Schmerz
Auch allem Denken, das nicht lügt
Fremde schrille Stimme foltert
Weckt auf, lässt einschlafen
Will totale Geltung
Abends wie morgens!
Den letzten Klang der Sphären
Nehme ich auf
Um der Stimme zu wehren
Möglichst für immer!
Ende
Kay Ganahl
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Philosophie …
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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a.
AUCH: Gewusst ¦?
Nein, eher nicht gewusst
Und leicht taumelnd in der Leere
Des Nichtwissens:
Nicht gewusst? Nein!
Aber im seelenlosen Qualm der Täuschungsversuche
von
schwatzhaften Lehrern
kopflosen Politikern
oberflächlichen Technokraten und
boshaften Manipulatoren
lächle ich noch der Güte
entgegen
und ich ¦ schmähe die Feinde des Sinnhaltigen!
AUCH: Immer alles gewusst
Ja! Einsam wachend
Über dieses Alles-Perfekt-Wissen
Wenn auch nirgends zu Hause
¦ immer alles
Gewusst! Ja ¦ (?) In Hochmut erfahren.
b.
Im Bewusstsein
Gezielt Gedanken gesucht
Um Philosophie anzuzünden:
Heller, heller!
Denn viele bunte und wirrende
Wolken der Ungenauigkeit
In logische Sätze zu stecken
Zeugt dann hoffentlich
Von Kreativität mit dem Willen zur
Perfekten Gestaltung
Gerade jetzt
Im Bewusstsein der kahle Ast und
Hocke auf ihm philosophierend
Um die Welt anzuzünden?
Klage, ohne zu wagen ¦
Ende
Kay Ganahl
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Junge Leute
- At Oktober 14, 2023
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Erschaffen für eine Sie das
Gelbe Rund die Sonne,
Die wir sehen.
Als Wonne
Zu ertragen
Und als Weg, wohin?
Aus uns wird was werden
Auch aus der Sie
haben wir gehört, kürzlich.
Stehen wir hier
Oder dort: keine Ahnung
Jetzt irritiert, Illusionen im Kopf, denn
Mit vielen Träumen
Und Wähnen vorwärts
Warten wir noch lange
Auf unseren Schnellzug?
Eingesenkt
Ins Leben (schnellste!)
Eingesenkt!
Wir. Alle. Leben ¦
Fürchterlich lieb ins Nixo
Add.:
Hat sich der Zorn
Gegen alles gerichtet:
Auch die Liebe
Und die Werte, Werke auch.
Mitten in der Gesellschaft!
Kay Ganahl
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Millionen Wächter
- At Oktober 14, 2023
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Enttäuscht
Weil geritten über wolkenhügel
Ohne ziel
Und auch enttäuscht
Wegen des kampfes ums
Nackte überleben im halbdunkel
Vergeblich
Gesprochen: ¦
Und unentwegt
Vergeblichkeit gehasst
Jederzeit!
In den sphären des alltäglichen
Kein wort lässt sich noch richtig
Deuten
Keine zukunft noch überhaupt
Erkennen
Zumal die zahlen lügen stets
Angesichts des allgemeinen übels
Was wird, wird nicht
Das kommen ist ein gehen
Tage gibt es nur nachts
Und von dauer ist nur die schande
Im land
Der millionen wächter
Ende
Kay Ganahl
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Philosophisch denken
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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scharfer Blick …
aber in die Endlosigkeit
– der Vieldeutigkeit
also von Existenz, Wesen, Sein und Schein –
Gesellschaft, Ordnung und Geschichte
in alle Substanz, die in uns
und außerhalb von uns
scharfer Blick …
aber in die Endlichkeit
– der Eindeutigkeit
also von Einzelnem und Auslese
Eigentum, Gemeineigentum und Erkenntnis
mitunter
verwirrt
wegen der vielen Interpretationsmöglichkeiten
in diesem Fall
mit Frohsinn ins Gelingen-Wollen abdriftend
wegen des Glücks, das angezielt
Ende
Kay Ganahl
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Eine Lehrer-Story. Erzählung
- At Oktober 14, 2023
- By kay-ganahl
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Tommy Geil, Lehrer von Beruf, – war er vielleicht ausgebrannt? – war bei seinen Schülern eher unbeliebt, weil er seine Autorität allzu oft spielen ließ. Er saß schon seit einiger Zeit auf dem Steinquader vor dem Museum in Lingenon. Es war heiß. Er döste. Jetzt kam es ihm so vor, als würde ihm die Sonne das Hirn wegbrennen. Eigentlich war er hier ganz deplatziert ¦ seine Augen – oft unruhige Augen, die beschäftigt werden wollten – fuhren plötzlich ganz schnell umher. Er bemerkte Schatten, die auf der Backstein-Wand des Museums huschten. Die Wand mündete in eine enorm lange und breite Fensterfläche. Gleich wandte er sich diesen Schatten zu, sprach sie sogar direkt laut an, doch nichts und keiner reagierte darauf.
„Sie wollen nichts von mir!“ entfuhr es ihm. Unwirsch starrte er die Sonne an, schüttelte seinen Kopf. Er zog eine Sonnenbrille aus der Tasche, die er sich dann auch aufsetzte. Das Aufstehen vom Quader fiel ihm schwer. Mit einem Taschentuch fuhr er über seine Stirn, denn der eklige Schweiß terrorisierte ihn. Der Blick eines blonden Mädchens machte ihn nervös, als er sich wieder auf den Quader setzte.
Diese ¦ Schweine! blökte er. Einige Blicke von Menschen, die er nicht kannte, trafen ihn.
Ach ja, sein voller Name war Tommy Geil-Nocter, was eine Namensgebung war, die er seit frühester Jugend nicht ausstehen konnte. Freundin Josefine lachte immer wieder über sie. Wenn sie jetzt nur bei ihm wäre …, nichts da! Das Museum wartete auf ihn. Oder wartete er auf das Museum? Altertumskunde faszinierte ihn seit je her. Und heute würde er seine Langeweile mit dem Studium des Altertümlichen so gut wie möglich bekämpfen. Jedenfalls trug er sich zeitweilig mit der Absicht.
Wieder starrte er die Sonne an, sie war es ja, die er immer gehasst hatte. Sie schien ihn im Moment anzulächeln. Aber seine Gefühle wehrten sich in dieser Situation wieder mächtig gegen sie. Er wollte sie mögen, die Sonne, diese Sonne, Quelle alles Lebendigen. Es gelang ihm einfach nicht.
Tommy Geil-Nocter verlor sich in tiefschürfenden Gedanken und kuschelte sich mutig an den Steinquader, der ihm aber nicht einmal eine angenehme Rückenlehne sein konnte. Dachte nach: dachte nach, ganz schnell: dachte wirklich angestrengt nach: Was jetzt? Soll er jetzt rein? Ins Museum? Selten zuvor hatte er so intensiv nachgedacht! Obwohl das ja durchaus eine leichte Entscheidungsfindung hätte sein müssen ¦ jedoch wusste er diese Entscheidung nicht zu treffen.
Da drüben hatte sich vor der Museumskasse eine lange Warteschlange gebildet. Der Eingangsbereich wurde von zwei Personen des Wachpersonals überwacht. Viele Leute waren ganz ruhig und geduldig, was Tommy Geil-Nocter fast schon imponierend fand. Doch es war einfach so, leider: Menschenmassen verachtete er über alle Maßen, sie drängten sich durch sein Bewusstsein mit einer Aufdringlichkeit, die ihm große Sorge bereitete. Er musste sie los werden! Momentan musste er einfach warten und nachdenken, seiner negativen Gefühle Herr werden. So war das nun einmal. Und durchaus hämisch grinste er der Sonne in ihr aufdringlich-grelles Gesicht. Gleich würde sich die Menschenschlange beträchtlich verkürzt haben. Nur noch zwei Stunden lang war das Museum geöffnet! – Die Besucher füllten, er stellte es sich lebhaft vor, das Museum bis unter das Dach.
Ganz neugierige Augen untersuchten ihn, als er sich aufrichtete, um sich auf eine der Bänke nahe der fein gemähten Rasenfläche zu setzen. Er erwiderte dies mit einem demonstrativen Wegschauen während des Gehens zur Bank und setzte ein überhebliches Lächeln auf, dessen er sich gar nicht schämte. War das so eine Schülerin gewesen? fragte er sich, als er dann saß. Er führte das Dösen beim Warten auf der Bank fort. Eine effektive, da erfolgversprechende Methode zur Bekämpfung der Langeweile war das allerdings nicht, er hatte es sich einzugestehen!
Dieser Lehrer Tommy Geil-Nocter führte das Dösen fort! Die Zeit verstrich weiter, ohne dass er es so richtig merkte. Er fuhr sich mit seinen Händen durch das fettige braune Haar und erzürnte sich über sich selbst. Hoffte nunmehr auf die Zeitlosigkeit, die er täglich in mancher Fantasie entstehen ließ, ohne einem anderen Menschen davon zu berichten. Nur nicht! Schreckliche Gedanken quälten sich nämlich durch sein Bewusstsein. Sie legten Schatten auf ihn, bedrohten ihn mit der Entstehung einer Depression. Sein Arzt hatte ihn davor gewarnt. Das war vor einer Woche gewesen.
„Sich bloß nicht gehen lassen“, riet er dem Lehrer Tommy Geil-Nocter, der seinen Unterricht manchmal nicht mehr durchführen konnte, weil die Schüler ihn – wirklich – hassten. Sie schreckten mittlerweile vor nichts zurück. Die Schule zu betreten, jagte ihm jedes Mal Angstschweiß über den Rücken. Das Betreten eines Klassenraums auch nur im Kopf zu haben war ihm das Schrecklichste! Ein fürchterliches Grauen.
Passen Sie auf, Herr Geil-Nocter! riet der Neurologe seinem Patienten mit größtem Nachdruck.
Kay Ganahl
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Ebony
- At Oktober 14, 2023
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Sie blieb auf dem schwach beleuchteten Marktplatz inmitten der City stehen. Die ihr persönlich völlig unbekannte Person näherte sich ihr mit schnellen Schritten, schrie sie frontal an und dann gefiel sich Ebony darin, darauf überhaupt nicht zu reagieren. Sie wandte sich entschlossen von dieser Person ab. Diese Person war ¦ ein männliches Wesen, dessen Erscheinen Ebony nach all den Nächten der Ausübung einer Tätigkeit, die äußerst fragwürdig war, keine Angst einflößte.
Es war Ebony so, als gäbe es eine Welt außerhalb von der, in der dies gerade geschehen war. Natürlich war es für sie mit Vernunft betrachtet – kritisch, hier ganz allein zu sein, aber die in ihr wuchernde gewaltige Gleichgültigkeit ließ dies einfach zu. Und die andere Welt war fast ein Idyll ihrer Isolation als Mensch.
Ebony, keine 20 Jahre alt, wollte das so haben: Freiheit im gleichzeitigen Anderen. Ihre Arbeitslosigkeit hatte sie extrem sozial depriviert, was bedeutete, dass sich für sie diese andere Welt zu einem besseren Zuhause entwickelt hatte als die, die vorwiegend mit ganz negativen Erscheinungen auf sie einhämmerte, eben die Realität! So war das eben. Ebony hatte eine Berufsausbildung als Packerin absolviert, die ihr aber keineswegs den Antritt eines sicheren und einträglichen Jobs eingebracht hatte.
Ihr war klar, so manches lief in der Gesellschaft schief, – die Arbeitsgesellschaft brauchte Erneuerungen auf der ganzen Linie, doch die höchste Etage der politischen Macht kümmerte sich nicht gerade engagiert um all die jungen Menschen, deren Zukunft in Frage stand.
Das männliche Wesen hatte sich inzwischen nahe des Kaufhauses aufgestellt, welches bald abgerissen werden sollte. Und Ebony wagte den einen oder anderen Blick auf das Wesen, um das Risiko ihres Aufenthalts auf dem Marktplatz einzuschätzen. So vernunftorientiert-realistisch war sie trotz ihrer anderen Welt. Sie wusste genau, dass gleich irgend etwas Übles von diesem männlichen Wesen ausgehen konnte, doch das rührte sich nicht, starrte lediglich in die Nacht, während mehrere Autos die Straße links von Ebony und die Straße rechts von Ebony entlang fuhren.
Ebony setzte ihren Weg fort. Ich sah ihr nach. Aber noch viel Wichtigeres geschah in dieser Nacht ¦ nämlich:
Die Nacht war noch ziemlich jung, eine Nacht, in der die Explosionen von Betriebsstätten wie selbstverständlich von den Anwohnern kaum zur Kenntnis genommen wurden. Fast keiner betrat die Straße, um neugieriger Zaungast zu sein. Auch an den Fenstern war kaum einer!
Ich begab mich an die Ãrtlichkeit, wo gerade die Welt unterzugehen schien. Der Nacht-Bus brachte mich binnen einer Viertelstunde dort hin. Und ich marschierte schnurstracks zu den betroffenen Betriebsstätten. Die Polizei- und Feuerwehrsirenen heulten lautstark gegen die dichte Nacht an. Feuerwehr-Einheiten rasten herbei, um zu helfen. Ich eine Ausnahme als Zeuge der Explosionen – konnte das alles recht gut beobachten, war ich doch eher furchtlos und voller Neugier!
Insgesamt dauerte es gut eine Stunde, bis dahin musste sich die Anwohnerschaft gedulden. Dann lag wieder Ruhe über der Stadt, mal abgesehen von den Flammen, die noch bis in den Morgen in die Dunkelheit schlugen.
Ebony lachte über so ein Ereignis wahrscheinlich nur? Als ich wieder bei ihr war, sprach ich mit ihr ein paar Worte.
Hallo, Ebony! grüßte ich sie. Sie lächelte und beruhigte mich damit.
Seit mehr als fünf Jahren wusste sie, wie ich vernahm, alles in dieser Stadt zu nehmen, wie es nun einmal war.
Kay Ganahl
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Leutnant. Narr, Satire
- At Oktober 14, 2023
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Immer schön beschmutzen! fluchte der Mann in Uniform. Er schäumte mittlerweile vor Wut. Über uns hellte es sich gerade auf. In den Wäldern, die seit Tagen zu Sektoren militärischer Einsätze erklärt worden waren, herrschte allenthalben eher die Wildschwein-Population als das Militär, das auf Übung war. So kam es mir jedenfalls vor. Das Gebiet war nach meiner Auffassung für militärische Übungseinsätze gänzlich ungeeignet, doch die Division hatte sich für dieses Gebiet entschieden. Punktum!
Wen denn? fragte ich, in Haltung links neben dem Leutnant stehend, nach. Ich lugte unauffällig zu ihm herüber, seine Gefühlswelt schien aus den Fugen geraten zu sein, doch das ging mich herzlich wenig an.
Die da! donnerte er. Seine Donnerstimme hatte ihn während der Übungstage überall in der Kompanie und über sie hinaus bekannt gemacht, so dass man ihn hinter seinem Rücken Donnergott nannte.
Ja, ich sehe sie auch. Wieso beschmutzen, Herr Leutnant?
Weil ¦, wollte er schon begründen, besann sich aber, und dann fuhr er mich an: Das muss ich nicht begründen!!!
Und er wies mit seinem rechten Zeigefinger, der dicht mit schwarzen Haarbüscheln bewachsen war, auf die Gruppe mit einfachen Soldaten auf dem Hügel mit dem fetten grünen Gras und den zwei Kiefern, die sich unterhielten und die ihre gute Stimmung offen zeigten. Wir vernahmen deren Gelächter. Einer der Gefreiten riskierte einen Blick auf uns, die Vorgesetzen, die selbstverständlich als Autoritäten anzusehen waren. Besonders über diesen militärischen Aspekt dachte ich an den vergangenen Tagen hin und wieder etwas nach. Ich gehörte in unserer Kompanie, so bildete ich mir ein, im Vergleich zu den anderen Kameraden zu den Denkern. Das konnte durchaus der Fall sein.
Wir machen sie fertig, dafür garantiere ich! sagte er, der Leutnant der Reserve war, und er kicherte gehässig in sich hinein.
Und: Die würde ich am liebsten zum erkalten bringen, damit ich mich besser fühle! entfuhr es ihm auch noch, so dass es mich doch ein wenig fröstelte, obwohl die Tagestemperaturen heute im Mittel um die 20 Grad Celsius lagen. Die Sonne stach mir in die Augen, ich kniff sie zusammen und lächelte, so gut es ging. Er war mein direkter Vorgesetzter in meiner Einheit.
Das muss man sich aber ganz genau überlegen, es ist vieles ganz leicht daher gesagt, Herr Leutnant!
Er dann: Ich werde vor Ort mit allem fertig. Ich lasse mich von denen nicht zum Narren machen, scheiß Gefreiten-Pack!
Ab und zu schienen ihn ein paar von den Mannschaftsdienstgraden etwas auf die Schippe nehmen zu wollen, aber auf eine Art, die für ihn ein direktes disziplinäres Eingreifen schwierig machte, ohne die Feldjäger rufen zu müssen, die natürlich auch und gerade für ihn Unangenehmes aus dem Dienstalltag ermitteln würden, wenn sie denn erst einmal in der Kompanie aufgetaucht wären. Ich konnte diesen Leutnant kaum ertragen, doch ich hatte ihn als unmittelbar vorgesetzten Offizier. Er war mein Zugführer, und so weit ging nun mal eben die Beziehung zu ihm. Ich hatte mit ihm zu reden. Und, was am wichtigsten war, ich hatte seinen Befehlen zu gehorchen.
Mehrere Kampfpanzer fuhren in ca. einem Kilometer Entfernung an unserem Unterstand, den wir verlassen hatten, vorbei. Gleich schossen unsere Augen zu ihnen hin, ich warf auf sie einen kritischen Blick. Der Leutnant schäumte weiter, als er bemerkt hatte, dass ich ihn vielleicht nicht ganz so ernst nahm, wie er es in seinem Offiziers-Selbstbewusstsein erwartete (ersehnte?). Es war während der Tage der Übung das Gerücht umgegangen (geht es noch um?), dass er sich im Zivilleben vom Schuhverkäufer bis zum Filialleiter einer Kette von Schuhläden hochgearbeitet hatte, insofern durchaus auf der Karriereleiter stand. Mit seinen geschätzten 35 Lenzen erwartete er grundsätzlich von Seiten jedermann, der vom Dienstgrad her niedriger stand, einen großen Respekt. Wie ich zu beobachten öfter die Gelegenheit gehabt hatte, ließ dieser Respekt offensichtlich ein bisschen zu wünschen übrig. Auch jetzt zeichnete sich die Mannschaftsdienstgrade standen noch auf dem Hügel – eine gewisse Respektlosigkeit ab, obwohl er einen konkreten dienstlichen Auftrag hatte. Seine dienstlichen Befugnisse waren die gleichen wie bei den diensthabenden Berufsoffizieren und den diensthabenden Offizieren auf Zeit.
Das sind von Natur aus Arschgeigen! donnerte er. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten.
Wie meinen Sie das, Herr Leutnant? fragte ich aber immerhin noch mit einiger Gelassenheit nach, – er fixierte mich zur Antwort mit einem bösen Seitenblick. Dann stolzierte er in Richtung Unterstand. Ich sah ihm nach. Alsdann wandte ich mich meinen Mannschaftsdienstgraden auf dem Hügel zu, von denen der Gefreite Alfons Deck auf mich zukam, um eine Meldung zu machen:
Keine besonderen Vorkommnisse, Herr Oberfeldwebel!
Gut!
Haben Sie Stress mit dem Herrn Leutnant?
Das geht Sie nichts an, Gefreiter wegtreten!
Jawohl, Herr Oberfeldwebel! Mit ausdrucksloser Miene machte er kehrt, bewegte er sich zurück zu seinen Kameraden, die in ein Gespräch vertieft waren, dessen Thema mir nicht bekannt war. Gern hätte ich es aus purer Neugier erfahren, hielt es aber für erforderlich, die Kameradschaft mit den Mannschaftsdienstgraden nicht zu weit zu treiben. Distanz war wirklich erforderlich. Meine Gedanken waren jetzt, da ich so ganz allein auf dem Wiesengrund stand, beim Leutnant, dem Zugführer, dessen Stellung in der Kompanie nicht die Beste war. Der Leutnant war bekannt dafür, Opfer von Gerüchten zu sein. Er galt allgemein als närrischer Schwächling, der nur donnern konnte, mit dem kaum etwas anzufangen war. Um seinen schlechten Ruf war er nicht zu beneiden. Mitleid hatte ich mit ihm. Aber das sei noch gesagt: was das Angst einjagen anbetraf, war er geradezu eine kleine Koryphäe, der nachzueifern einem jeden etwas boshafteren Zeitgenossen ein großes Bedürfnis sein musste. Sein mir gegenüber offen gezeigter Hass gegen die Mannschaftsdienstgrade gab mir allerdings schwer zu denken. War er in der Kompanie als Führer noch tragbar? Es war unklug von ihm gewesen, sich in der Wut so zu offenbaren sich die Blöße zu geben.
Mit seinem schnellen Blick zum Unterstand sah ich ihn mit dem Fernstecher in der Hand. Er brüllte irgendetwas in die grüne Welt hinein, die sich vor ihm eröffnete. Das nächste Waldstück war gut fünf Kilometer von unserem Zug-Unterstand entfernt. Bei ihm stand ein Unteroffizier, welcher mir ganz flüchtig einen leicht schelmischen Blick zuwarf. Ich drehte mich ab. Eine Gruppe aus meinem Zug näherte sich dem Unterstand unter Führung des Unteroffiziers Schlief, der seine Befehle stets näselte. Er meldete dem Leutnant schon aus etwa 30 Metern Entfernung sein Eintreffen wie befohlen. Und der Leutnant machte ein derart grimmiges Gesicht, dass ich Sorge hatte, er würde Schlief gleich erschießen.
Meine Befürchtung wurde zur Realität des Handelns, denn der Leutnant trat auf seinen Untergebenen zu, zog seine Pistole und richtete sie auf ihn. Der Unteroffizier erstarrte. Die Gruppe hinter ihm, die sich gerührt hatte, wurde mit dieser ernsten Situation konfrontiert, wusste aber nichts zu tun.
Sie wollen mich narren! donnerte er dem Unteroffizier ins Gesicht. Dieser verstand die Welt nicht mehr, jedenfalls nicht seinen Leutnant, seinen Zugführer. Er war sprachlos.
Nehmen Sie gefälligst Haltung an vor mir als Ihrem Offizier!
Ich habe Haltung eingenommen, Herr Leutnant! erwiderte der Unteroffizier Schlief wenig gelassen.
Näseln Sie nicht so!
Jawohl!
Verstanden?
Jawohl!
Eine Wolke zog unter dem Sonnenrund hinweg, als ich mich allmählich so unauffällig wie möglich zur Bereinigung der Situation in die unmittelbare Nähe der beiden geschlichen hatte. Aufgeregt war ich. Meine Pistole hatte ich in der rechten Hand, die rechte Hand hinter meinem Rücken verborgen. Die beiden schienen mich nicht zu bemerken. Die Mannschaftsdienstgrade der Gruppe verhielten sich passiv. Die Gruppe vom Hügel betrachtete die Situation am Unterstand höchst interessiert. Keiner von ihnen lachte noch. Dann löste sich ein Schuss. Der Unteroffizier fiel zu Boden. Ich stürzte auf den Leutnant zu, um ihm die Pistole zu entreißen, doch er schoss auch auf mich. In der Folge fiel auch ich zu Boden, glücklicherweise war ich nur am rechten Schulterblatt getroffen. Der Leutnant, Narr hatte glatt auf mich geschossen! Da lag ich nun. Einen Moment war ich bewusstlos.
Ende
Kay Ganahl
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