Gerry’s Lyrik
musik, wärst du doch mensch [von georg gerry tremmel]
die lebendigkeit deiner gegenwart
lässt mich hoffen
dass es dich gibt.
du bist gegenwärtig
in jeder form und
überall
mit meinen sinnen
kann ich dich
umfassen
und lieben
aber
niemals
HABEN.
meine liebe: die musik [von georg gerry tremmel]
beim ersten ton
spürte ich
deine wärme
deinen atem
ich hörte
deine liebe
dein lächeln
ich vernahm
deine nähe
diesen einen augenblick
sehen konnte ich dich
nicht.
die lebendigkeit der musik [von georg gerry tremmel]
musik ist ein produkt
geschaffen für den sinn
um gehört zu werden
sie entsteht durch gedanken
sie wachsen
sie reifen
wer erfasst sie ?
ein jedes wesen mit gefühl
gefühl bedeutet sinn
der sinn aber kann trügen
wenn er vom unsinn befallen wird
ist musik gefühl
oder wird sie erst gefühlt ?
was ist der ton ?
musik ?
oder nur ein laut ?
was macht sie ?
spricht sie ?
warum musik ?
weil der mensch
schweigt.
melancholie [von georg gerry tremmel]
die melancholie meines herzens
erträgt die last der traurigkeit
auch wenn die freude der musik
in den augen tiefer ozeane widerschimmert
mit dem glanz der pupillen
leise hört man das flüstern des kindes
das zuflucht gefunden hat im geschrei der stille
in der dunkelheit der hell erleuchteten finsternis
auferstanden im verstummten lächeln des morgens
wenn das echo sich im spiegel der pausen verliert
im schatten der verborgenheit ergibt sich
der stumme schrei des abgrunds
gnadenlos im dickicht der melancholie
wonach er sich lächzend zerrt
hungernd bis ins lärmende seufzen
ertrunken im letzten atemzug meines lebens
tränen [von georg gerry tremmel]
regentropfen fallen unweigerlich
auf das fensterglas meiner seele
das augenblicklich zerbrechen kann
sie verunschärfen mein blick
auf den horizont des rotgefärbten himmels
das mein paradies genannt wird
das blau musste sich dem gelb ergeben
weil das grün sich der freude entsagte
im überschwang der toten hoffnung
oh, tropft doch, ihr springenden geschöpfe!
so tropft denn immerfort, damit ich versinken kann
in den wellen des übermächtigen sturmes: mein aufschrei
rätsel [von georg gerry tremmel]
auf den schwingen des nachtigalls
ruht brodelnd das schweigen der musik.
sie ist’s! die melodie,
die noch ihre töne sucht
gehört werden kann sie aber nur mit dem herzen
der verstand hingegen wird stets kahl bleiben
leer blutleer.
wer ist sie ?
kann ich sie sehen ?
ja: nur mit dem wort.
kann ich sie fühlen?
ja: nur mit der liebe.
kann ich sie halten ?
nein
warum?
weil sie wandelbar ist zeitlos unsichtbar.
so fliegt sie denn dahin: hoch in die sphären der
harmonik erst durch sie entsteht leben.
EINE WELT ERÃFFNET SICH.
man kann sie nicht sehen
man muss sie nicht sehen.
nachtigall, wer bist du ?
dein ohr.
beziehung [von georg gerry tremmel]
wenn die musik liebe ist,
WÄRE sie nicht dann eine ideale partnerin ?
sie spricht mit dir aber ANDERS
sie lacht mit dir aber ANDERS
sie weint mit dir aber ANDERS
sie schweigt mit dir aber ANDERS
warum das WÄRE
weil man ihre lippen nicht berühren kann
weil man ihren humor nicht verstehen kann
weil man ihre tränen nicht auffangen kann
weil man ihre stille nicht ertragen kann
das ANDERS“ bedeutet isolation
wozu dann die musik ?
weil nur sie dich verstehen kann
vortrag [von georg gerry tremmel]
wenn das portato der töne schwerfällig regnet
spiele ich dann meine trauer ?
kannst du sie hören ?
wenn winzig kleine staccato-pünktchen spitz fallen
spiele ich dann meinen witz ?
kannst du ihn verstehen ?
wenn das apassionato das charakterstück prägt
spiele ich dann meine leidenschaft ?
kannst du sie spüren ?
wenn das furioso unweigerlich dem finale entgegen rauscht
spiele ich dann meine wut ?
fühlst du sie brennen ?
wenn also musik kunst ist
sind meine gefühle kunst oder künstlich ?
wenn ich weine oder lache
HÃRT man mich dann weinen oder lachen ?
oder ist die musik mein eigenes gefängnis
in dem der schall meines aufschreis
oder meines winselns
gar schwere betonblöcke der wahrheit
in trümmern legen kann ?
ich weiß es nicht
ich aber schweige höre und hoffe¦
gesang [von georg gerry tremmel]
ich sehe noten – was sagen sie mir ?
eine sprache die nicht nur gelesen
sondern auch verstanden werden will
ich sehe wörter bestehend aus einzelne worte
sätze die fragen und/oder antworten
was soll ich tun ?
augen sehen das genügt nicht
mund ja. er muss geöffnet und bewegt werden
ohne ton keine musik
muskeln kommen zum einsatz
doch der verstand muss sie erst
koordinieren und kontrollieren
ton wo bist du ?
ton:
wenn du nicht verstehst,
kann ich nicht wachsen
||: >>verstehe dann handleweinen [von georg gerry tremmel]
weinen ist musik:
laut
leise
seufzen
schluchzen
heulen
schreien
man wird kind man ist kind
ein kind mit gefühl
ein wahres gefühl
ohne kontrolle
ohne scham
ohne bedeutung
einfach nur gefühl
eben die natur des kindes
man
wächst
man wird erwachsen
man ist erwachsen
gefühl wird zur kontrolle
WARUM ?
weil gefühl
schwäche
scham
schuldigsein
bloßstellung
verletztlichkeit bedeutet
weil in jedem das kleinkind
versteckt gehalten wird oder
gar bereits verloren gegangen ist
WARUM ?
weil wir erwachsen sein wollen
allein die musik kann den menschen
wieder zum kinde führen
ein LÄCHELN
zueignung – fünf monologe der musik [von georg gerry tremmel]
MONOLOG I
stimme
beginnt mit ihr die musik ?
ein [laut:] von ihr: nur…ein…f.l.ü.s.t.e.r.n oder
sogar ein s__h_w_e_i_g__n
das ganze HEERE von ge-schrei beSIEGen kann
ein s~e~u~f~z~e~n höre ich trauer ?
nein: es ist die freude! die sich aus dem (tal) der/s schluch(t)[zens] emporhob
die lerchen singen meine sprache
verstummt im gesang der einsamkeit
der T.O.N entscheidet zwischen leben und t o d.
wohin fliegen sie ? s p ü r s t du den schall…
das echo | ohce hält mir einen spiegel vor
leben, bist du’s ?
stimme: JA
MONOLOG II
stille – – – musik? bist du’s ?
s p r i c h
[______________]
s__h_w_e_i_g__n
ich bin’s: wer ? bist
DU: nein.
MONOLOG III
musik, wo bist du ?
ich bin’s du [?] bist er | sie | es
T.O.N: ich weiß es nicht.
herz ja!
ge-FÜHLE [N] ein.
MONOLOG IV
warum suchst du mich ?
ich finde DICH. gefunden werden: mich
um zu existieren ?
w.e.i.l ich [musik]
BIN.
MONOLOG V
musik: lebe!
Eignung – fünf dialoge zur musik [von georg gerry tremmel]
DIALOG I
warum du ?
immer ICH!
brauche ich [D] | ICH |?| brauche DICH !
ja
warum ?
ich bin’s: T.O.N
DIALOG II
DU.
ich ?
ich bin’s.
musik ?
[SEIN]
ich weiß nicht.
DIALOG III
ich weiß.
was [?]
nichts.
weißst du?
und warum:
weil mir die musik fehlt!
DIALOG IV
du? ich: ja: musik
DIALOG V
ich hab’s
sicher ?
JA: stimme
du bist’s, leben!
vor dem spiegel das ICH oh[n]e | echo verschallt
sie fliegen!
ICH entscheide.
die einsamkeit des gesangs verstummt
ich spreche den gesang der lerchen
– nein –
SIEG dem einzelnen kämpfer
der s__h_w_e_i_g__t oder
f.l.ü.s.t.e.r.t…ein…nur: ihr [laut]
mit ihr beginnt die musik!
stimme – ich liebe dich.