3 Gedichte
- At Mai 15, 2010
- von Kay Ganahl
- In Gedichte
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Autofahrt
Dieses Steuer hektisch. Rumgerissen im Augenblick der Angst
Dafür lebte sie, die Dame in Lila. Und ihr Gesicht verzerrte sich in diesem Augenblick
Dieses Steuer! Es fiel ab
Sie sprang raus und in einen Tümpel. Die Rettung!
Diese Sekunden und Minuten des Schreckens
Diese Situation totaler Todesnähe
Einmal nur einmal zweimal
Nun war das Steuer herrenlos, außer Funktion
Dann kroch sie wieder zu ihm hin
Steuer mal! so rief Eggi, der Mitfahrer aus St. Konstantin
Und stieß sie brutal vor das Steuer
Dame berichtete nach Tagen einem Polizisten:
„Ich sah die Notwendigkeit: das musste jetzt sein.
Wolkenvorhänge am Himmel, ganz dichte, bei dicker Luft in
Der Fahrerkabine. Ich atmete das Gift ein.“
nur ein paar leichen, nur!
Stecke in mir drin, in der Höhle der Vergeblichkeit
Wogegen etwas machen?
Warum? Wann? Und mit wem?
Jetzt in einer großen Aktentruhe
Von Kugeln durchlöchert?
Sogar … hier nicht
mit den Dingen des Lebens vertraut, glaube ich
sogar … hier nicht
der Macht eines tief empfundenen guten Seins
habhaft geworden
auch nicht einer Glückseligkeit.
Kenne ich dich?
Sehne ich mich jetzt schon nach dir?
Das könnte so sein. Denke nach, bin ein Fühlchen …
Bin im Handeln eine verrostete Säge
frage nicht, ob man das kann, …
ICH HÖRE JETZT: „Nur über jede Leiche!?“
Das finde ich interessant
Phantasiere: auf der Brücke eine weiße Nonne
Leichen schwimmen im Fluss darunter
Gegen den Strom. – Noch keine echte Leiche gefunden
Beerdigt
Gerade
Beerdigt worden
ö f f n e die Augen!
Will das erst nicht wahrhaben!
„Halte mich auf“
Es entsteht Panik
x
x
x
Atmen und Denken funktionieren
Angesichts der Extrembelastung
Gerade so!
Es gilt, noch zu leben. Es geht!
Wer weiß, wie lange noch
Ein paar Stunden lang?
Ich sollte mich noch mal betrinken, allein …, es fehlt der Bierkasten im Sarg …
Ende von „3 Gedichte“
All lyrics © by Kay Ganahl.
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Ebony
- At Mai 15, 2010
- von Kay Ganahl
- In Gedichte
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Sie blieb auf dem schwach beleuchteten Marktplatz inmitten der City stehen. Die ihr persönlich völlig unbekannte Person näherte sich ihr mit schnellen Schritten, schrie sie frontal an – und dann gefiel sich Ebony darin, darauf überhaupt nicht zu reagieren. Sie wandte sich entschlossen von dieser Person ab. Diese Person war … ein männliches Wesen, dessen Erscheinen Ebony nach all den Nächten der Ausübung einer Tätigkeit, die äußerst fragwürdig war, keine Angst einflößte.
Es war Ebony so, als gäbe es eine Welt außerhalb von der, in der dies gerade geschehen war. Natürlich war es für sie – mit Vernunft betrachtet – kritisch, hier ganz allein zu sein, aber die in ihr wuchernde gewaltige Gleichgültigkeit ließ dies einfach zu. Und die andere Welt war fast ein Idyll ihrer Isolation als Mensch.
Ebony, keine 20 Jahre alt, wollte das so haben: Freiheit im gleichzeitigen Anderen. Ihre Arbeitslosigkeit hatte sie extrem sozial depriviert, was bedeutete, dass sich für sie diese andere Welt zu einem besseren Zuhause entwickelt hatte als die, die vorwiegend mit ganz negativen Erscheinungen auf sie einhämmerte, eben die Realität! So war das eben. Ebony hatte eine Berufsausbildung als Packerin absolviert, die ihr aber keineswegs den Antritt eines sicheren und einträglichen Jobs eingebracht hatte.
Ihr war klar, so manches lief in der Gesellschaft schief, – die „Arbeitsgesellschaft“ brauchte Erneuerungen auf der ganzen Linie, doch die höchste Etage der politischen Macht kümmerte sich nicht gerade engagiert um all die jungen Menschen, deren Zukunft in Frage stand.
Das männliche Wesen hatte sich inzwischen nahe des Kaufhauses aufgestellt, welches bald abgerissen werden sollte. Und Ebony wagte den einen oder anderen Blick auf das Wesen, um das Risiko ihres Aufenthalts auf dem Marktplatz einzuschätzen. So vernunftorientiert-realistisch war sie – trotz ihrer anderen Welt. Sie wusste genau, dass gleich irgend etwas Übles von diesem männlichen Wesen ausgehen konnte, doch das rührte sich nicht, starrte lediglich in die Nacht, während mehrere Autos die Straße links von Ebony und die Straße rechts von Ebony entlang fuhren.
Ebony setzte ihren Weg fort. Ich sah ihr nach. Aber noch viel Wichtigeres geschah in dieser Nacht … nämlich:
Die Nacht war noch ziemlich jung, eine Nacht, in der die Explosionen von Betriebsstätten wie selbstverständlich von den Anwohnern kaum zur Kenntnis genommen wurden. Fast keiner betrat die Straße, um neugieriger Zaungast zu sein. Auch an den Fenstern war kaum einer!
Ich begab mich an die Örtlichkeit, wo gerade die Welt unterzugehen schien. Der Nacht-Bus brachte mich binnen einer Viertelstunde dort hin. Und ich marschierte schnurstracks zu den betroffenen Betriebsstätten. Die Polizei- und Feuerwehrsirenen heulten lautstark gegen die dichte Nacht an. Feuerwehr-Einheiten rasten herbei, um zu helfen. Ich – eine Ausnahme als Zeuge der Explosionen – konnte das alles recht gut beobachten, war ich doch eher furchtlos und voller Neugier!
Insgesamt dauerte es gut eine Stunde, bis dahin musste sich die Anwohnerschaft gedulden. Dann lag wieder Ruhe über der Stadt, mal abgesehen von den Flammen, die noch bis in den Morgen in die Dunkelheit schlugen.
Ebony lachte über so ein Ereignis wahrscheinlich nur? Als ich wieder bei ihr war, sprach ich mit ihr ein paar Worte.
„Hallo, Ebony!“ grüßte ich sie. Sie lächelte und beruhigte mich damit.
Seit mehr als fünf Jahren wusste sie, wie ich vernahm, alles in dieser Stadt zu nehmen, wie es nun einmal war.
Kay Ganahl
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Leutnant. Narr, Satire
- At Mai 07, 2010
- von Kay Ganahl
- In Geschichten
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„Immer schön beschmutzen!“ fluchte der Mann in Uniform. Er schäumte mittlerweile vor Wut. Über uns hellte es sich gerade auf. In den Wäldern, die seit Tagen zu Sektoren militärischer Einsätze erklärt worden waren, herrschte allenthalben eher die Wildschwein-Population als das Militär, das auf Übung war. So kam es mir jedenfalls vor. Das Gebiet war nach meiner Auffassung für militärische Übungseinsätze gänzlich ungeeignet, doch die Division hatte sich für dieses Gebiet entschieden. Punktum!
„Wen denn?“ fragte ich, in Haltung links neben dem Leutnant stehend, nach. Ich lugte unauffällig zu ihm herüber, seine Gefühlswelt schien aus den Fugen geraten zu sein, doch das ging mich herzlich wenig an.
„Die da!“ donnerte er. Seine Donnerstimme hatte ihn während der Übungstage überall in der Kompanie und über sie hinaus bekannt gemacht, so dass man ihn hinter seinem Rücken „Donnergott“ nannte.
„Ja, ich sehe sie auch. Wieso beschmutzen, Herr Leutnant?“
„Weil …,“ wollte er schon begründen, besann sich aber, und dann fuhr er mich an: „Das muss ich nicht begründen!!!“
Und er wies mit seinem rechten Zeigefinger, der dicht mit schwarzen Haarbüscheln bewachsen war, auf die Gruppe mit einfachen Soldaten auf dem Hügel mit dem fetten grünen Gras und den zwei Kiefern, die sich unterhielten und die ihre gute Stimmung offen zeigten. Wir vernahmen deren Gelächter. Einer der Gefreiten riskierte einen Blick auf uns, die Vorgesetzen, die selbstverständlich als Autoritäten anzusehen waren. Besonders über diesen militärischen Aspekt dachte ich an den vergangenen Tagen hin und wieder etwas nach. Ich gehörte in unserer Kompanie, so bildete ich mir ein, im Vergleich zu den anderen Kameraden zu den „Denkern“. Das konnte durchaus der Fall sein.
„Wir machen sie fertig, dafür garantiere ich!“ sagte er, der Leutnant der Reserve war, und er kicherte gehässig in sich hinein.
Und: „Die würde ich am liebsten zum erkalten bringen, damit ich mich besser fühle!“ entfuhr es ihm auch noch, so dass es mich doch ein wenig fröstelte, obwohl die Tagestemperaturen heute im Mittel um die 20 Grad Celsius lagen. Die Sonne stach mir in die Augen, ich kniff sie zusammen und lächelte, so gut es ging. Er war mein direkter Vorgesetzter in meiner Einheit.
Bekenntnis der Manipulatoren: Gall spricht
- At Mai 07, 2010
- von Kay Ganahl
- In Gedanken, Geschichten
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Erst heute haben wir uns dazu entschlossen, mit dem folgenden offenen Bekenntnis, das gut informieren soll, an die Öffentlichkeit zu gehen:
Bis zum heutigen Tag haben wir, die wir eine Gruppe von weiblichen und männlichen mündigen Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit sind, die Öffentlichkeit gescheut, weil wir, auch noch in diesem Moment des Bekennens, nicht ganz glauben können, dass uns ein Leser unser Bekenntnis abnehmen wird: Wir sind nämlich nichts und niemand! Das ist nicht originell, aber wahr. Und darauf kommt es an. Unser Bekenntnis ist ganz besonders wegen „nichts und niemand“ ein Bekenntnis von höchster politischer und gesellschaftlicher Brisanz, was nicht noch weitere Jahrzehnte zurückgehalten werden darf.
Auch und gerade wenn wir heute zu Ihnen sprechen, sind wir nichts und niemand! Sie müssen sich das merken, für immer merken. Ich spreche für meine Gruppe, – allerdings auch meinen bürgerlichen Namen werden Sie von mir nicht erfahren. Für Sie bin ich GALL.
Wenn ich „uns“ sage, so ist unsere Gruppe gemeint, aber auch der ganze Apparat, für den wir seit vielen Jahren beruflich tätig sind. Unsere Apparat-Existenz, wenn wir mal von Existenz sprechen wollen, ist, es sei gleich anfangs hervorgehoben, lediglich eine gesellschaftliche Schein-Existenz, welche der beweisbaren faktischen Teilnahme an dem realen gesellschaftlichen Leben entbehrt, von daher kennen wir Sie, aber Sie können uns niemals kennen; außer wir teilen Ihnen, nämlich wie hier und jetzt, unsere Existenz mit und lassen Sie lesen, dass ES UNS GIBT. ES GIBT UNS!
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